Herzlich willkommen zum Podcast Selbstmanagement. Digital. Wir geben Orientierung im digitalen Dschungel, so dass wieder mehr Zeit für die wirklich wichtigen Dinge im Leben bleibt. Mein Name ist Lars Bobach und ich habe heute den Matthias Büttner zu Gast. Matthias ist Gründer von X47 und X17. Das sind beides gedruckte Kalender, die in einer sehr hochwertigen Verpackung daherkommen mit so austauschbaren Innenteilen, mit so einer Federschiene, das ist etwas Besseres als ein Ringmechanismus. Das wird Matthias in dem Interview auch erklären.

Ihr werdet Euch fragen, was hat denn so ein gedruckter Kalender, so was eher Antiquiertes in einem Podcast zu suchen, der sich um Selbstmanagement in digitalen Zeiten dreht? Und dann sage ich: sehr viel! Matthias wird auch erklären, warum das heute noch State of the Art ist, warum X47 heute noch wächst, wachsende Nutzerzahlen hat, Verkaufszahlen hat. Und weil er nämlich auch gerade, als es losging mit produktiven Tools, digitalen produktiven Tools, den X47 gegründet hat. Warum er das getan hat und warum das heute aktueller ist denn je, erfahrt Ihr in dem folgenden Interview.

Links

Webseiten:
X47.com
X17.de
Büttner bloggt

Publikationen von Matthias Büttner:
Die 5×3-Methode: Der praktische Weg zum Zeitmanagement
Die ICH-Strategie: Wo will ich hin?
Das ICH-Management: Wie erreiche ich meine Ziele?
Die Think! Methode – Die Chance zur Änderung Ihres Verhaltens
Zeitmanagement – Zeit optimal nutzen
MbKK – Management by Karteikarte
47 Gründe sich nicht selbständig zu machen

App-Empfehlungen:
MosaLingua
Outlook
Buchempfehlung:(*)
Wie man Freunde gewinnt von Dale Carnegie

Transkript

LB = Lars Bobach
MB = Matthias Büttner

LB:
Matthias, deine Firma X47, X17, ist 2002 gegründet, also 17 Jahre alt, jetzt ist 2019. Da fing es bei mir ja schon mit digitalen Tools an. Da habe ich, glaube ich, schon so in Richtung ersten Taskmanager oder so gedacht oder auch gearbeitet. Wie kommt man dann auf die Idee, ein analoges Zeitmanagement-Tool herauszubringen?

MB:
Weil man es dann rausbringen kann. Entworfen habe ich das ja schon 1987, da war ich Student der Betriebswirtschaftslehre. Damals war es noch die Zeit von Lothar Seiwert vom Zeitmanagement, die große Zeit des Zeitmanagements und auch die große Zeit der Ringbücher. Nur das Ringbuch hat mir nie gefallen, weil es halt mit den großen Ringmechaniken immer so sperrig war. Ich konnte die linke Seite auch nicht beschreiben, ich bin Rechtshänder.

Und dann habe ich einen Buchkalender bekommen von Treuleben & Bischof. Der Assistent, wie er damals hieß, war ein Ganztageskalender, ein ganzes Jahr war denn da drin. Ich habe mich dann gefragt, warum man im Januar dann schon den Dezember dabeihaben sollte, habe den dann zerschnitten und dann quasi X47, also das Book-by-Book-System entwickelt.

Wenn man erstmal ein Buch auseinander schneidet in vier Teile und möchte es hinterher wieder zusammenbringen, muss man sich überlegen, wie das geht. Und das habe ich dann quasi erbastelt. Das war 1987 und nach Ende des Studiums und nach den ersten Lehrjahren als Unternehmensberater hatte ich dann die Zeit und auch das Geld und auch die Kraft und das Selbstbewusstsein, das dann mal selbst zu probieren. Und dann war es halt 2002, irgendwie 20 Jahre zu spät für den ganz großen Wurf, um also richtig weltweit dominant zu sein, aber so war es 2002 und so kam ich dazu.

LB:
Dann sind dir vielleicht auch einige Tiefen erspart geblieben. Du hättest bestimmt 1987 einen Höhenflug erlebt damit, aber dann der tiefe Fall, den viele Planner hatten den, Time System, Filofax und so.

MB:
Definitiv, wenn man in der Talsohle anfängt, dann gibt es nur einen Weg und der geht nach oben.

LB:
Jetzt erkläre mal ganz kurz für unsere Hörer, die das vielleicht noch nicht kennen, das X47 Prinzip, was es so besonders macht. Du hast gerade schon gesagt, dieses Buch in Buch. Wie genau funktioniert das?

MB:
Der große Unterschied im Gegensatz zum Ringbuch ist, dass wir kleine Hefte verwenden. Diese kleinen Hefte werden dann bei X47 mittels eines kleinen Röhrchens, das am Rücken angebracht ist und einer Federschiene, mit der dann das Röhrchen eingeklinkt wird, in die Lederhülle eingebracht. Bei X17 ist es so ähnlich. Da ist ein umläufiger Gummiring, ein Elastix, der dann das Heft in dem Umschlag hält und das ist halt der wesentliche Unterschied zu dem, was es vorher gab. Es hat den Vorteil, dass man die linke und die rechte Seite schmerzfrei beschreiben kann und dass man sich dann auch beschränkt und beschränken muss auf die Wahl der Hefte, die drin sind.

LB:
Aber man kann sich die Hefte beliebig zusammenstellen. Ihr habt liniert, kariert, punktiert, aber auch natürlich Kalendarien und alles. Und das kann man sich so zusammenstellen, wie man es gerne hätte?

MB:
Genau, wir haben acht Kalendarien pro Format, also man kann sich auch für ein Format entscheiden. Und dann hat man halt auch diverse unterschiedliche Hefte. Das sind einmal die Standardhefte, die du erwähnt hast. Gepunktet ist im Augenblick ganz hipp, dann natürlich kariert, liniert, blanko. Aber auch dann Sonderhefte, also wir haben immer noch, was sich auch gut verkauft, eine Adresseinlage oder ein Datenregister.

LB:
Eine Adresseinlage verkauft sich echt noch?

MB:
Ja!

LB:
Das ist ja unglaublich. Das ist eine Sache, wo ich denke, da ist ja digital eigentlich gar nicht zu schlagen.

MB:
Das sehe ich genauso.

LB:
Aber okay, jeder wie er mag.

MB:
Genau und so hat man dann im Zweifel vier Hefte, beginnt dann mit zwei Kalendarien, einen Wochenkalender hat man, für ein Jahr braucht man zwei Hefte, um das Jahr zu bestreiten und dann ein Notizheft. Und dann ganz häufig das Telefonregister.

LB:
Unglaublich. Der große Vorteil dieser Federmechanik oder Federschiene, wie ihr sie habt, ist ja, dass man die beiden Seiten beschreiben kann, aber auch, dass man mehr Platz hat. Ich habe damit auch einen Test gemacht, dazu gibt es auch ein Video von mir. Mir ist aufgefallen, dass man wirklich mehr Platz auf der Seite hat als bei einem Ringbuch.

MB:
Dazu gibt es eine lustige Geschichte. Wir hatten den Namen X47 damals gewählt, weil wir einen Namen brauchten, der weltweit unbelastet ist und in allen Sprachen irgendwie erkannt wird und deswegen Avensis, Avisis oder wie auch immer, diese Kunstnamen sind nicht unbedingt ideal. Man kam so auf X47 mit dem Hintergrund, dass X47 halt meine Lieblingsbuchstaben und Zahlen sind. So kommt man dazu, dann spricht sich das auch ganz gut. „Seven“ steht für die Woche und 4 ist „four“ und X hätte auch M47 heißen können.

Dann haben wir hinterher, als wir uns mit dem Produkt beschäftigt hatten, im Format A6, da haben wir gesagt, wir müssen jetzt unsere Produktvorteile auch mal definieren und beschreiben. Und wir haben ausgerechnet, wie viel mehr beschreibbare Fläche wir haben im Vergleich zum Beispiel zu einem Ringbuch und haben dann richtig gerechnet und gezählt und kamen dabei auf interessanterweise 47 Prozent mehr beschreibbare Fläche im Vergleich zu einem Ringbuch A6 Timer, bei A5 passt das nicht mehr. Aber so kam die Zahl auf einmal wieder. Und ich dachte mir, dann soll das vielleicht auch so sein, er heißt halt X47.

LB:
Trau keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast.

MB:
Ja, in der Tat ist es so. Original kam 48 Prozent raus und mein damaliger Mitarbeiter, der Lutz Guardiola, meinte, Matthias, ich habe es rausgekriegt, es sind 48 Prozent mehr beschreibbare Fläche. Pause, Pause, Pause, wir guckten uns an und dann guckt er mich an und sagt, 47, oder?

LB:
Schöne Geschichte. Von der Erfindung sozusagen bis zur Gründung sind 15 Jahre vergangen. Erzähle mal, was in den 15 Jahren passiert ist, in der du diese Idee in dir reifen ließest, dann daraus wirklich ein Unternehmen zu gründen und es auf den Markt zu bringen.

MB:
In den 15 Jahren ist nicht wirklich viel passiert, ich habe dann mal gestartet mit einem A5er. Dann habe ich ein bisschen gebastelst und jedes Jahr dann irgendwie an der Mechanik gearbeitet und bin dann auch selbst in meinen Prototypen auf den Federsteg gekommen, den du von den Uhren her kennst, um das Armband zu befestigen. Ich habe auch gebastelt und geklebt. Die sehen relativ abenteuerlich aus, gibt es auf meiner Website auch Bilder und ich habe einfach das System „getestet“.

Dann wurde ich immer kleiner, habe einen A6er gebaut und dann war ich Unternehmensberater, habe es da auch immer benutzt und dann war meine Unternehmensberaterzeit, das war ja so vor 2000, da gab es einen großen Hype für Unternehmensberater oder sagen wir für externe Kräfte. Da ging es um die Euroumstellung und Jahr 2000 – Wechsel und überhaupt war da die Zeit der Prozessoptimierung. Da war ich voll dabei, hatte auch eine eigene Beratung. Und dann irgendwann war dieser Hype vorbei, das Jahr 2000 war erreicht, es ist nichts passiert, Gott sei Dank, Euroumstellung war auch so. Und der Markt für Berater brach zusammen und damit hatte ich dann die Freiheitsgrade, das dann endlich zu machen.

LB:
Wie hast du konkret angefangen? Hast du gesagt, jetzt suche ich mir mal jemanden, der mir das Buch macht, der mir das druckt und dann mache ich mal ein bisschen Marketing oder wie kann ich mir das vorstellen?

MB:
Ja, genauso. Es war noch ein bisschen anders. Zunächst mal hatte ich versucht, das gesamte Konzept zu verkaufen. Ich habe mir immer gedacht, dass jemand, der schon im Markt drin ist, der Marktzugang ist ja bei allen Innovationen oder bei allen neuen Unternehmen ja immer das Problem. Der Marktzugang ist das Problem und deswegen dachte ich, ich finde jemanden, der schon im Markt drin ist. So hatte ich Kontakt zu Time/system, zu Filofax, zu Brunnen und all die, die irgendwie Kalender machen und alle haben abgelehnt.

Auch zu Recht, denn alle die, die bislang auf dem Markt waren, haben halt Massen produziert, da ging es um ganz große Stückzahlen und die Produktion, was ich dann auch gelernt habe, von Heften und auch die Montage dieser Röhrchen an den Heften, bei X47 fing es ja 2002 an, war dann schon sehr aufwendig und ist eigentlich ein handwerkliches und kein industrielles Produkt.

So fing es an, da wurde ich halt abgelehnt, das war ein bisschen frustrierend. Da habe ich gesagt, okay, jetzt muss ich es wohl selbst machen. Ich war damals überzeugt davon, hatte Gott sei Dank auch Freunde, die gesagt haben, das ist ein tolles Teil, versuche es weiter zu machen. Und dann beginnt man damit in der Tat, die Produzenten zu suchen.

Wir haben drei Gewerke, einmal Leder, Papier und die Federschiene, die Mechanik. Wobei der kritische Punkt ist die Mechanik und da hatten wir dann halt auch wirklich Glück, einen Hersteller zu finden, der das kann, auch zu einem Preis und einer Präzision. Er kommt aus der Schweiz, seit der Zeit aus der Schweiz, werden auch dort teilweise in Handarbeit hergestellt und das Hauptproblem dabei ist dann halt diese hohe Präzision über die Jahre. Es macht also keinen Sinn, ein Röhrchen zu haben, was einen Innendurchmesser von 0,7 mm hat, aber ein Jahr später hat es vielleicht nur 0,6, dann passt das nicht mehr in die Aufnahme, in die Federschienen selbst.

War schwierig, aber als das Problem gelöst war, waren wir einen ganzen Schritt weiter. Und dann kam die Braun Büffel, die gesagt hat, ja, Leder können wir. Okay, dann war das auch erledigt zuzusagen im ersten Schritt. Und dann ging es um das Papier und das haben wir komplett unterschätzt. Gut, ums kurz zu machen, wir haben es natürlich auch hingekriegt, also jetzt ein Heft zu produzieren mit genau den Maßen und wo der Druck übereinstimmt und mit dem Papier, das richtige Papier zu finden.

Das war schon eine Herausforderung und ist es auch heute noch. Also, ja, wir haben eine Druckerei, die macht das auch gerne. Aber wir haben jedes Jahr immer wieder kleine Schmerzen, dann passiert hier etwas und eine Kleinigkeit und dann müssen dann auch mal so 2.000 bis 4.000 Hefte eingestampft werden. Passiert einfach mal, es ist nicht so einfach. Man denkt das immer so. Leder ist fast noch das Einfachste dabei, mittlerweile die Federschienen, denn es ist ein Industrieprodukt und kommt in rauen Mengen, aber das Papier ist immer wieder eine helle Herausforderung.

LB:
Okay? Das hätte ich jetzt nicht gedacht.

MB:
Nein, ich auch nicht.

LB:
Das denkt man erstmal als Laie nicht so. Jetzt machen wir mal einen großen Zeitsprung in die Jetzt-Zeit. Erzähle uns doch mal, wie ihr zurzeit aufgestellt seid. Also, wo bekommt ihr zum Beispiel eure Waren her, wie viel Mitarbeiter seid ihr, wie viel Timer verkauft ihr so? Damit wir mal so ein Gefühl dafür kriegen an der Erfolgsgeschichte X47 und X17 teilzuhaben.

MB:
Wenn ich den Zeitpunkt noch einmal kurz verschieben darf. 2002 war X47, da fingen wir mit dem Format A6 an und dann kam das Format A7 dazu und später dann das Format A5. 2006, also vier Jahre später, war dann X17 am Start und zwar war der Auslöser der, ja, Herr Büttner, ein Book bei Booksystem ist eine gute Idee, auch, dass es so schön flach ist und die Vorteile finden wir super, aber 200 € für so einen Timer können wir uns nicht leisten, gibt es da nicht eine andere Möglichkeit, können Sie nicht irgendwie das Ganze günstiger machen? Verwenden Sie doch Kunststoff als Hülle.

Das macht keinen Sinn, an der Stelle jetzt ein X47 aus Kunststoff zu machen, dadurch senkt sich der Preis nicht dramatisch. So habe ich mich hingesetzt und geguckt, welche Alternativen es gibt, die Federschiene, die auch aus der Schweiz zugekauft wird, Montage per Handarbeit, zu ersetzen durch ein anderes System. Da habe ich dann alle möglichen Sachen mir überlegt von Draht über Band, über Spange und wie auch immer. Ich bin dann auf ein Elastix gekommen, also ein umläufiges Gummiband und auf das halbe Loch, was patentiert ist. Also, ich habe ein halbes Loch patentiert. Das ist dann am Rücken, das halbe Loch. Das ist aber auch ganz wichtig, weil das halbe Loch dafür sorgt, dass das Heft dann wirklich absolut akkurat im Umschlag liegt und damit ist das perfekt.

LB:
Das ist das, wo dieses elastische Band dann durchläuft, damit sich das nicht verschiebt?

MB:
Ja, das hat eine Entsprechung im Rücken der Lederhülle. Das war dann 2006 und dann entwickelten sich die unterschiedlichen Formate. Jetzt machen wir 1,5 Millionen Euro Umsatz. Der kleine Bruder von X47, X17, macht doppelt so viel Umsatz wie X47. Also, X47 ist auf hohem Niveau, immer stabil, da haben wir unseren Markt, der sich auf den deutschsprachigen Raum bezieht.

Und X17 ist immer geklettert, hat ein ganz anderes Preisniveau logischerweise, X17 machen wir auch komplett alles hier selbst, also im Saarland und hier auch im Haus. Es ist eine ganz einfache Art, das zu machen. Man muss auch wissen, wie es geht, auch da mussten wir ganz schön Lehrgeld bezahlen. Wie kriegen wir das Leder dann dünner am Rücken, so die üblichen Produktentwicklungsprobleme hatten wir da auch.

Jetzt habe ich 25 Mitarbeiter, X17 und X47 sind in einem Haus, obwohl es zwei Firmen sind. Und wir haben in Summe schätzungsweise 30.000 Kunden. Wir wissen das deswegen, weil wir so viele Kalenderreihen produzieren und die Anzahl der verkaufen Kalender geben uns Auskunft darüber, wie viel Kunden wir haben.

LB:
Okay, das sind so um die 30.000, die ihr da jedes Jahr dann verschickt ungefähr.

MB:
Genau, oder über den Fachhandel verkaufen. Wir verkaufen oder produzieren und die verkaufen die.

LB:
Das ist ja schon mal ordentlich.

MB:
Ja, wir können davon gut leben.

LB:
Das freut mich, dann war ja so die X17 Geschichte wirklich das, was dann hier richtig für Wachstum gesorgt hat, wenn es jetzt schon doppelt so viel Umsatz bringt wie X47? Dann war das doch goldrichtig?

MB:
Ja, die Anfänge waren nicht so einfach, auch da dachte man, es ist jetzt eine relativ einfache Geschichte, war es nicht. Wir hatten da schon Probleme, den richtigen Pfad zu finden. Wir hatten dann aber auch Partner, die uns mal angestupst haben, einen Handelsvertreter, der hat gesagt, ihr müsst das noch ein bisschen anders machen vom Marketing her und wir sind gut unterstützt worden.

Und dann entwickelt sich aber etwas, so eine Eigendynamik. Dann kommt noch dies dazu, dann kommt ein anderes Format dazu, dann kommen aber auch weitere Erfindungen dazu. Ich habe ja mehrere Erfindungen, unter anderem dann auch so eine Federklemme beispielsweise, die dann auch gleichzeitig einen Stift hält.

So ist die Geschichte mit den Mind-Papers entstanden. Mind-Papers ist dann die dritte Art, Papierstapel zu halten. X47 ist das erste als Heft, X17 das zweite als Heft und das dritte eine Loseblattsammlung, Karteikarten oder auch wie auch immer kleine Hefte werden dann in einem Umschlag gehalten und mit einer Klammer festgehalten, so dass man vollkommen flexibel ist. Richtig für Freigeister.

Und so sammeln sich dann die Umsätze zusammen. Dann kommt noch ein Stift dazu, dann kommt noch ein zweiter Stift dazu, dann kommt noch ein anderes Format dazu und dann entwickelt sich das. Aber X17 hat uns allen sehr viel Spaß gemacht. Der große Unterschied zwischen X17 und X47 ist, X17 machen wir komplett hier im Haus. Das heißt, was auch immer wir an Prototypen machen wollen, machen wir alles hier. Wir können das ausprobieren, mal ein anderes Format oder es muss jetzt irgendwie anders gehen, muss breiter sein … und das ist also, viele sourcen ja aus. Bei uns ist der Trend eher, wir machen lieber alles selbst.

LB:
Okay, gegen den Trend, das ist schon in der Firmenphilosophie.

MB:
Ja, irgendwie ist das so.

LB:
Das macht euch auch sympathisch. Ich habe mir das auch gerade angeguckt, ich sitze hier gerade mit dem Matthias in Saarbrücken und habe mir hier die Produktion angeguckt. Es ist wirklich Handwerk, richtig schön. Jetzt würde mich mal interessieren, ich habe das Gefühl ich weiß nicht, ob du das bestätigen kannst, dass es so eine Renaissance der Papierkalendarien gibt.

Jeder, der was auf sich hält, bringt einen eigenen Planner, Papierplaner, weil wir in der Gesellschaft am Rande der Belastbarkeitsgrenze uns immer entlanghangeln und irgendwo dieses Papier wieder zurückkommt, weil das so eine Art Entschleunigung bringt. So eine Achtsamkeit, man entschleunigt sich ein bisschen, indem man auf Papier plant und nicht alles digital macht.

Gerade das Bullet Journal ist wirklich so ein Trend und da sind ja Million Nutzer weltweit. Merkt ihr das auch? Du hattest eben auch gesagt, dass das gepunktete Papier einen riesen Run hat. Das wird ja sehr wahrscheinlich mit dem Bullet Journal zusammenhängen, oder?

MB:
Das weiß ich nicht. Ich weiß auf jeden Fall, dass wir sehr viel von den Gepunkteten verkaufen und auch, wenn ich selber kein Bullet Journal mache, benutze ich gepunktet sehr gerne. Es gibt mir die Freiheitsgrade, aber trotzdem die Struktur, ist toll. Bullet Journal definitiv ist ein tolles Thema. Wir hatten auch einen Bullet Journal Award letztes Jahr gemacht, haben auch ganz faszinierende Bilder bekommen, es war eine süße Aktion.

Ist definitiv ein Thema bei uns, ist für uns auch ideal. Je nachdem, ob man das jetzt eher künstlerisch verwendet oder auch strukturell vom Kopf her. Mit unseren Heften unterstützen wir das natürlich. Da kannst du sagen, ja, ich möchte den Teil lieber frei haben, aber mein Kalendarium nehme ich noch mit dazu und so sind wir mit unserem Book by Book System immer ein bisschen den dicken Büchern voraus, den fest gebundenen und können auch immer schön austauschen, toller Trend, kommt uns sehr entgegen.

LB:
Also, das merkt ihr auch hier richtig?

MB:
Ja, das merken wir.

LB:
Super, ich kann mir vorstellen, dass es sogar noch weiter geht. Wer weiß, wo sich auch die digitale Tinte hin entwickelt. Diese Haptik hast du halt nicht. Ich meine, du kannst ein Bullet Journal auch mit einem iPad machen, habe ich auch schon probiert. Es ist was anderes, als wenn man wirklich haptisch ein Papier und einen schönen Einband in der Hand hält.

MB:
Ja, ich gucke auch mal ganz aufmerksam zu den Stiften, mit denen man auf dem iPad schreibt und ich bin ganz fasziniert, wie gut die mittlerweile sind. Das funktioniert toll. Ich bin auch gespannt, wie sich das weiterentwickelt, auch da werden sich die Spitzen verändern. Auch da wird sich das Schreibgefühl verändern. In den nächsten drei bis vier Jahren wird sich da bestimmt noch eine Menge tun. Und damit kommt natürlich die elektronische Seite immer näher dem Papier, also auch was Haptik anbelangt. Ich bin jetzt mal neugierig.

LB:
Aber da bist du ganz entspannt?

MB:
Ja, wir sind ja so klein und wenn der Markt auch nicht wächst, also der große Markt für Kalendarien und Notizbücher. Ich glaub nicht, dass der insgesamt noch weiterwachsen wird. Eher schrumpft er für uns, wir sind so klein, wir wachsen und als Nischenanbieter geht es einem immer gut. Auch wenn der große Markt dann sinkt. Wir sind ja Qualitätsanbieter, passt schon.

LB:
Ja, schön. Jetzt bist du ja nicht nur X47 und X17 Gründer, sondern du bist ja auch im Selbstmanagement, Zeitmanagement verhaftet, hast da einige Bücher geschrieben und auch eigene Methoden entwickelt. Es gibt die 5 x 3 Methode, das ist ja so deine und auch das mit dieser Uhr?

MB:
Ja, genau, die Zeitkreise.

LB:
Erkläre mal ganz kurz so deine Herangehensweise.

MB:
Vielleicht gehe ich noch einen Schritt zurück. Mich hat Persönlichkeitsentwicklung schon immer sehr interessiert, wirst du noch bei meinen Buchtipps nachher sehen. Und ich habe dann lange Zeit Persönlichkeitsentwicklungspunkte gesammelt. Ich habe für mich herausgefunden, dass ich mit der Uhr als Visualisierung meiner verfügbaren Zeit aufgewachsen bin, also der runden Uhr, nicht der Digitaluhr.

Und so habe ich halt ein Kalendarium, was eine Uhr beinhaltet und auf der man dann halt wie im Tortendiagramm seinen Zeitbedarf und seine Termine eintragen kann. Das ist für mich toll, geht gleich direkt in den Kopf. Das ist der Baustein Nummer 1, nennt sich bei mir Zeitkreise, gibt es ein Kalendarium und das nutze ich gerne.

LB:
Du hast eben auch Kalender gezeigt, da hast du es auch drin.

MB:
Genau, das ist im Kalender drin und das gefällt mir gut. Das ist übrigens auch schon sehr alt. Die Idee stammt auch schon aus 1990 oder sogar noch früher. Ich hatte mir damals, als ich noch keine eigenen Kalender gedruckt habe und man sie digital nicht drucken konnte, einen Stempel gemacht und ihn gestempelt.

Das zweite, was mir ganz wichtig ist, ja auch schon mein erstes Zeitmanagementbuch habe ich als Student geschrieben, habe mich damit ewig auseinandergesetzt, zeige mir die Bücher, die du schreibst und ich sage dir die Probleme, die du hast. Das Zeit ein Engpass ist, war schon immer klar. Energie und Kraft ist auch ein Engpass. Aber letzten Endes, wenn man jetzt immer älter wird und immer weiter an sich feilt und immer mehr nachdenkt, dann kommt man darauf, dass es für mich immer darum geht, was sind die drei wichtigsten Punkte?

Findet man auch in anderen Philosophien, welche drei Punkte des Tages sind für dich jetzt wirklich wichtig? Und für mich ist die 5 x 3 Methode deswegen so interessant, weil es ein Einstieg in das Zeitmanagement ist. Wenn ich jetzt an meine Kinder denke oder an Studenten denke, wenn ich mal Vorträge halte, dann frage ich, wie steigt ihr denn jetzt ein in den großen Wirrwarr? Und dann nehmt ihr die 5 × 3 Methode.

Egal jetzt, ob ihr mit einem Kalender arbeitet oder mit einem iPhone oder iPad, wie auch immer. Ihr setzt euch kurz hin zu Hause und überlegt, was sind die drei wichtigsten Punkte des Tages? Schreibt die auf und versucht die vorrangig zu bearbeiten. Das kann ein großes Thema sein, kann aber auch ein kleines Thema sein, ich muss jetzt einen Termin mit dem Arzt machen oder mal kurz die Energie nutzen, um eine Idee aufzuschreiben und die drei Themen schreibt man sich dann auf.

LB:
Warum fünfmal?

MB:
Weil es die Werktage sind. Ich meine, man sollte am Wochenende gar nichts machen. Kann man natürlich auch, es ist eine Methode, die fürs Business ist. Aber ich denke mir, wenn man sich fünf Tage die Woche strukturiert, dann ist es auch gut.

LB:
Ja, das sehe ich auch so.

MB:
Die drei sind einfach eine Menge, die man überschauen kann. Vielfach wird man feststellen, dass man noch nicht mal drei schafft, dann kommt das Tagesgeschäft und reißt einen weg. Was mir gut an der 5 x 3 Methode gefällt, ist der Einstieg und wenn ich das bei Studenten mache, heißt es, beginnt doch einfach mal, euch irgendwie zu strukturieren. Und das macht ihr, indem ihr auf einen Zettel, das kann ein Zettel oder ein Büchlein sein, Herr Großmann beispielsweise, der Urvater der strukturierten Persönlichkeitsentwicklung, der auch die Quelle der Großmann-Methode, der Hirt-Methode, da gibt es ja viele andere, die darauf aufbauen, hat auch schon gesagt, ein kleines Büchlein, möglichst aus Leder, ich glaube, seins war orange und dann schreibst du jeden Tag deine drei Punkte auf.

Bringt dich gigantisch nach vorne. Und das ist auch etwas, was ich bestätigt finde. Für mich ist das so ganz richtig zu gucken, wo man hinwill. Und wenn man das einmal hat, dann hat man den Anker in der Tür und dann kann man gucken, wie priorisiere ich, wie organisiere ich meine Projekte. Und dann von da aus aufsteigen dann, was will ich eigentlich? Zunächst mal überlegt man sich, was sind meine Ziele. Wo will ich eigentlich hin? Aber erstmal muss man anfangen und der Kristallisationspunkt sind so drei Punkte jeden Tag. Wenn ich das hinkriege, bin ich auf dem richtigen Weg.

LB:
Das ist für dich so der ideale Einstieg, um ins Selbstmanagement reinzukommen, wenn man sich schwertut, einfach jeden Tag mal die drei Punkte aufschreiben.

MB:
Ja.

LB:
Super, wir können hier noch stundenlang plaudern über das Thema und ich glaube, da werden wir sicherlich auch nochmal einen zweiten Podcast nachlegen. Du hast ja einige Bücher geschrieben, auch wie man seine Ziele findet. Das ist auch ein Thema von dir, dreht sich auch ein Buch drum. Dann hast du noch die Think-Methode. Du hast wirklich ein ganzes Portfolio an Selbstmanagementtools, ich würde wirklich gerne eintauchen. Aber heute ging es eher darum, mal dich jetzt als Gründer von X47 und das System vorzustellen. Da würde ich jetzt gern Schluss machen, Matthias. Erstmal vielen Dank bis hierhin.

MB:
Gerne.

LB:
Kommen wir zu den Schlussfragen, aber wie gesagt, das andere werden wir mal nachlegen und auch an die Hörer hier: Wenn Ihr Fragen dazu habt an den Matthias, zu X47 oder zu seinen Methoden, schreibt uns ruhig, hier auch gerne unter den Artikel in die Kommentare. Und dann werden wir das mit dem Matthias hundertprozentig mal aufgreifen. Okay, kommen wir zu den Schlussfragen, Matthias, hier bitte ich immer um kurze und präzise Antworten. Bist du bereit?

MB:
Ich bin bereit.

LB:
Wunderbar, welcher ist dein wichtigster Produktivitätstipp?

MB:
Die 5 x 3 Methode.

LB:
Alles klar. Welche Apps oder welchen Internetdienst kannst du der Selbstmanagement. Digital.-Community empfehlen?

MB:
Dafür bin ich nicht wirklich qualifiziert. Was ich zum Sprachen lernen super finde, ist MosaLingua, ist auch eine Persönlichkeitsentwicklung. Wenn man Sprachen lernt, das finde ich super. Das ist die, die mir als App für mein iPhone einfällt bei dieser Frage.

LB:
Okay, aber du erzähltest mir ja im Vorgespräch, dass du schon auch digital unterwegs bist? Also, du bist auch Outlooker?

MB:
Genau, wenn Outlook als App gilt, dann ist das meine LieblingsApp.

LB:
Okay. Da könnte ich dir Alternativen empfehlen, die da ein bisschen schöner sind. Aber egal, das ist interessant. Jemand, der wirklich so im Kalendarium, im Analogen verhaftet ist und auch eine Firma darüber hat, dass er dann doch auch Outlook nutzt. Also nicht nur für E-Mails. Du sagtest ja auch, deine Aufgaben teilweise strukturierst du auch damit?

MB:
Ja.

LB:
Wobei nicht die 5 × 3, die wichtigsten drei nicht?

MB:
Nein.

LB:
Die machst du auf Papier? Jetzt bist du ja schon lange Unternehmer. Was war denn so deine größte Herausforderung als Unternehmer und was hast du daraus gelernt?

MB:
Es ist alles immer ein bisschen komplizierter als man denkt, kann ich so ein paar Anekdoten erzählen, würde jetzt hier den Rahmen sprengen. Wenn man als Unternehmer sich selbständig machen möchte, dann muss man sich das sehr gut überlegen. Die größten Herausforderungen sind vielfältig und, vielleicht darf ich das sagen, dazu schreibe ich gerade ein Buch. Die 47 Gründe, sich nicht selbständig zu machen.

LB:
Nein! Das schreibst du?

MB:
Ja, das kommt in den nächsten Tagen raus. Das ist die größte Herausforderung, kann man gar nicht sagen, als Unternehmer, je nachdem, wie du aufgestellt bist, hast du unglaubliche Problem. Und eigentlich ist die Botschaft, überlege es dir lieber dreimal gut, ehe du es tust.

LB:
Bereust du das?

MB:
Jetzt ist alles schön, jetzt sitze ich hier mit dir, jetzt habe ich meine Produkte entwickelt. Aber ich habe einen extrem hohen Preis gezahlt.

LB:
Okay, du würdest es im Nachgang nochmal machen?

MB:
Nein!

LB:
Echt nicht?

MB:
Nein!

LB:
Das ist interessant. Also, wenn du mich fragst, du kannst mich ja mal fragen.

MB:
Würdest du es nochmal machen?

LB:
Auf jeden Fall!

MB:
Du hast die Geburtswehen wahrscheinlich nicht so erlebt wie ich. Das ist immer eine Frage, aber es ist vielleicht ein anderer Podcast. Bin ich gern bereit, das war schon hart.

LB:
Ja, Unternehmertum ist hart teilweise und ich habe wirklich auch nicht nur leichte Zeiten erlebt, überhaupt nicht. Ich habe auch richtig in die Fresse bekommen als Unternehmer, aber das würde ich nicht eintauschen wollen. Also okay, so unterschiedlich ist das. Aber das ist ein anderer Podcast, genau. Welches Buch hat dich denn als Unternehmer und Mensch am meisten geprägt?

MB:
Ich finde, eins der Bücher und das lege ich meinen Kindern auch immer ans Herz, ist Dale Carnegie, wie man Freunde gewinnt(*).

LB:
Super Buch, toller Tipp.

MB:
Also, kann ich nur sagen, muss jeder gelesen haben. Muss eigentlich in jeder Schule, es ist zentral. Es ist uralt, aber eigentlich nicht. Also, wenn man nicht wüsste, dass es schon so alt ist, würde man es nicht denken, mal abgesehen von den Geschichten von Eisenhower und wie sie alle heißen, fantastisch.

LB:
Jetzt, wo du es sagst, muss ich es auch nochmal lesen. Ich habe es jetzt zweimal gelesen.

MB:
Gibt es auch als Hörbuch.

LB:
Klar, aber der Titel ist doch irgendwie doof, oder?

MB:
Ja, der Titel ist doof. Es geht einfach um den Umgang mit Menschen miteinander, fantastisch. Es war das erste Buch, was ich gelesen habe, toll.

LB:
Ein must read, absolut. Welches ist denn der beste Ratschlag, den du jemals erhalten hast? „Mach dich nicht selbständig?“

MB:
Ja, das ist der, den ich jetzt gebe: Mach dich nicht selbständig.

LB:
47 Gründe, sich nicht selbständig zu machen. Da komme ich nicht drüber hinweg. Also, das ist…

MB:
Der beste Ratschlag, weiß ich nicht. Gab’s nicht wirklich, weiß ich nicht, nee, muss ich passen.

LB:
Kein Ding. Letzte Frage, bevor wir uns verabschieden. Wie kann die Selbstmanagement. Digital.-Community mit dir in Kontakt treten? Wo findet man dich und deine Produkte?

MB:
X17.de, x47.com und ich habe einen Blog, der heißt Büttner bloggt oder Büttners Sammelsurium. Da habe ich so kleine Weisheiten, die ich dann im Laufe meines Lebens aufgesammelt habe, verbloggt, so kleine Dinger. Und da sind auch die Bücher, die ich geschrieben habe, vorgestellt. Also, buettner-bloggt.de.

LB:
Okay, da findet man dann alles und dann natürlich auf den Seiten deiner Firma X47 und X17. Matthias, vielen Dank dafür, hat Spaß gemacht, super interessant, sehr angenehmes Gespräch. Werden wir hundertprozentig noch nachholen, da gibt es einige Themen, die wir hier noch vertiefen sollten. Hat sehr viel Spaß gemacht, danke dafür.

MB:
Danke dir.

LB:
Und dann wünsche ich dir, Matthias, und Euch natürlich wieder mehr Zeit für die wirklich wichtigen Dinge im Leben.

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