Oftmals ist es sinnvoll sich coachen zu lassen. Wann das ist und wie man einen Coach findet, darüber informiert uns dieser Beitrag mit Barbara und Lars. Barbara ist als Coach tätig, hat aber selber auch schon Coachings in Anspruch genommen. Auch Lars hat schon in verschiedenen Situationen einen Coach um Unterstützung gebeten.

Transkript

LB = Lars Bobach
BF = Barbara Fernández

LB:
Herzlich willkommen zum Podcast Selbstmanagement.Digital. Wir geben Orientierung im digitalen Dschungel, so dass wieder mehr Zeit für die wirklich wichtigen Dinge im Leben bleibt. Mein Name ist Lars Bobach und ich sitze hier zusammen mit der lieben Barbara Fernández, hallo Barbara.

BF:
Hallo Lars.

LB:
Brauche ich einen Coach und wenn ja, wie viele? Barbara, du bist Coach…

BF:
Richtig.

LB:
Hast du dich auch schon mal coachen lassen?

BF:
Natürlich.

LB:
Wann?

BF:
Abgesehen davon, dass man innerhalb dieser Coaching-Ausbildung natürlich alles wegcoacht, was einem da so querschießt im Leben, habe ich mir tatsächlich auch nach der Ausbildung an zwei Stellen Coachings geholt mit Menschen, die ich sehr inspirierend fand und die mich auf meinen Weg gebracht haben.

LB:
Hattest du ein konkretes Thema, was du mit denen gelöst hast oder war das mehr so allgemein, berufsbegleitend, karrierebildend?

BF:
Sowohl als auch. Ich hatte das Gefühl, mein Hirn kocht über an Möglichkeiten, aber auch gleichzeitig in so einer Schockstarre zu sein, wo und wie fange ich an? Ich bin ein ungeduldiger Mensch, ich will die Dinge auf die Straße bringen, ich will die ersten Erfolge sehen und abfeiern. Wenn es dann nicht passiert, dann kriege ich damit eine Krise, stelle das Ganze infrage, denke, war es jetzt umsonst?

Und überhaupt Coaching, jeder wird jetzt hier neuerdings Coach. Ich will gar nicht dazu gehören. In diesem großen Topf, den ich ziemlich schnell aufmachen kann, brauche ich Hilfe von außen, um mich zu sortieren, um zu wissen, was gehört wohin.

Das sind manchmal ganz einfache Sachen, wo ich gefühlt auch dem viel zu verdanken habe, der manchmal auch so ganz einfache Sachen mit mir gemacht hat, indem er zum Beispiel eine Tabelle skizziert hat, wo drinsteht, was ist die gute Arbeit für mich. Und was ist die Arbeit, die ich eigentlich selber nicht ausreichend sinnvoll finde zum Beispiel? Was ist die schlechte Arbeit, wovon möchte ich gar nichts mehr haben?

Das ist für Selbstständige immer eine ganz tolle Frage. Weil wir immer einen Blumenstrauß haben an Kunden oder an Baustellen oder auch an Möglichkeiten. Wir können uns mehr in die Richtung oder in die Richtung entwickeln und müssen uns ja auch weiterentwickeln. Und jemand, der mit einfachen Fragen uns strukturiert, kann total helfen.

Ganz wichtig dabei ist, dass wir, wenn wir in so einer Situation sind, wie ich sie gerade beschrieben habe, dann sind wir oft nicht in der Lage, die Vogelperspektive einzunehmen. Und wir haben Stress und wir haben einen Tunnelblick und nicht mehr die Chance, zu unseren Ressourcen zurückzufinden. Ich kann da nicht draus schöpfen, obwohl ich das eigentlich angelegt habe. Deswegen brauche ich keinen, der schlauer ist als ich, sondern ich brauche nur einen, der gelernt hat, den Raum zu öffnen, damit ich selber wieder losgehen kann und mich umdrehen kann und die Perspektive wechseln kann und wieder zu meiner Ressource zurückfinde.

LB:
Okay, was ist denn jetzt der Unterschied? Wir haben auch mal so eine Art Coaching gemacht. Das war natürlich jetzt nicht in der Tiefe. Wir haben mal über deine digitale Identität gesprochen, da habe ich dich gecoacht, du hast mich mal gecoacht im Bereich Vorträge, Präsenz und du hast mir bei meinem Vortrag sehr geholfen. Das ist ja eher etwas anderes, das war eher eine Beratung, oder wie würdest du da unterscheiden zwischen Beratung und Coaching?

BF:
Beratung und Coaching muss man ganz klar trennen.

LB:
War das eher eine Beratung, was wir gemacht?

BF:
Ja, genau. Wir sind als Experten für den anderen aufgetreten. Ich als Expertin für das Thema Bühne. Ich lasse dich machen, ich gebe dir ein Feedback und auch ganz klar Tipps. Ich habe ja auch gesagt, stell dich hin, bevor du anfängst zu reden. Das ist ein ganz klarer Tipp.

Du hast mich auch über Fragen geführt hin zu dem Thema, wo du dich auskennst. Also haben wir vielleicht einen Coachinganteil. Aber danach haben wir den Experten, der Ratschläge gibt und auch Empfehlungen für das weitere Vorgehen formuliert.

Und das brauchen wir auch ganz oft im Berufsleben. Wirklich ein klassisches Coaching tut das nicht. Ein klassisches Coaching steuert den Prozess und der Klient oder auch Coachee genannt liefert den Inhalt.

LB:
Er gibt sich sozusagen selbst die Antworten?

BF:
Richtig.

LB:
Aber irgendwo ist die Grenze ja schwimmend? Wenn man das jetzt hier so hört, was wir gemacht haben, es war so ein bisschen Coaching, ein bisschen Beratung. Ist ja auch irgendwie schwimmend. Woran, würdest du denn jetzt sagen, erkenne ich, das ich jemanden brauche? Wir haben ja gesagt, die Podcastfolge heißt: Brauche ich einen Coach und wenn ja, wie viele? Woran erkenne ich denn, ob ich einen brauche?

BF:
Wir können uns fragen, gibt es ein wiederkehrendes Problem, das ich gerne lösen würde? Davon haben wir eigentlich alle ein bis drei, die wir von uns so kennen. Ich selber entscheide, ob der Leidensdruck, das ist jetzt ein großes Wort, aber ist der Leidensdruck so groß, dass ich es eine erleichternde Idee fände, dass sich jemand mal mit mir außerhalb des Alltagsgeschäfts hinsetzt, mir Zeit und seine Aufmerksamkeit gibt und die guten Fragen stellen kann, damit ich neue Wege gehen kann.

Manchmal geht es nur darum, eine Struktur zu erkennen, die ungut für mich läuft und indem ich das erkenne, komme ich selber oft schon auf eine neue Idee und kann aus diesem Hamsterrad beispielsweise austreten. Wenn ich das Gefühl habe, das wäre aber toll, da hilft mir jemand weiter, das kann ein Zeichen sein.

Es kann auch das Anzeichen sein, dass wir, wenn wir das Gefühl haben, in Schleifen zu denken, davon schlecht zu träumen sogar, kann ein Coaching sehr hilfreich sein. Coaching und Therapie ist auch immer abzugrenzen. Coaching ist eine kurzfristige Begleitung eines Veränderungsprozesses, wo es immer darum geht, lösungsorientiert zu arbeiten. Es ist auch im Grunde genommen immer im Businesskontext angelegt.

Wenn ich in Schleifen denke, die nochmal ganz andere Themen berühren, weil ich mich überhaupt nicht mehr motivieren kann und nicht weiß, wie ich morgens aufstehen soll, dann habe ich vielleicht eher eine depressive Verstimmung. Dann gehört es tatsächlich auch in einen anderen Bereich. Das kann man auch immer in einem ersten Gespräch klarziehen.

LB:
Ich glaube aber auch, dass ergänzend zu dem, was du gesagt hast, natürlich auch ein Coaching da helfen kann, wenn man sich in irgendwas helfen lassen will, was vielleicht nicht die eigene Expertise ist, was aber eher so Coaching-Beratung ist, was wir eben gesagt haben.

BF:
Genau.

LB:
Da bin ich ja Experte insofern, dass ich es schon oft in Anspruch genommen habe, oftmals zu spät, wo ich dann schon festgefahren war und dachte, ich muss mir da jetzt Hilfe holen. Das tut auch gut, wie jetzt zum Beispiel beim Schreiben, da habe ich mir einen Coach genommen, der mir hilft.

BF:
Also, du bist nicht weitergekommen mit dem Buch und hast dann gesagt, ich brauche jetzt jemanden, der mir hilft?

LB:
Mit dem Buch auch, das ist was anderes, da habe ich mir einen Buch-Coach genommen. Der hilft mir nicht beim Schreiben, sondern, das ist jetzt schon lange her, als ich angefangen habe zu bloggen, habe ich mir einen Coach genommen, der mir geholfen hat, erstmal schreiben zu lernen. Er hat mir wirklich Feedback als Experte gegeben und hat gesagt, so würde ich es formulieren, das klingt zu steif oder so. Er hat mir wirklich sehr geholfen.

Oder du jetzt in meinen Vorträgen, da bin ich auch nicht fertig. Wenn ich jetzt nochmal einen großen Vortrag habe, zur Zeit trage ich vor wenigen Leuten vor, meistens nicht mehr als 50, aber wenn ich wieder etwas Größeres hätte, würde ich sicherlich auch nochmal auf dich zukommen. Damit ich dich als Expertin zur Vorbereitung nutzen kann.

Und mit dem Buch, da hatte ich dir im Vorfeld erzählt, dass ich da auch an eine Stelle gekommen bin, wo ich einen Input von außen brauchte. Jemand, der sich mit Büchern auskennt. Es gibt wirklich Buch-Coaches, die dir helfen ein Buch zu schreiben. Das hat mit dem Schreibstil, kann die sicherlich auch, aber soweit sind wir noch gar nicht, weil wir ja erstmal das ganze Konzept auf links gedreht haben. Aber auch da, würdest du auch sagen, ist das auch sinnvoll?

BF:
Klar, guck mal, ein Coach ist aus dem Englischsprachigen ein Trainer. Jemand, der es gut kann, das von außen zu lenken. Es ist einfach ein Unterschied, wenn ich jetzt zum Beispiel ein Coaching gebe und das ist ein Thema, was nicht in meine Expertise fällt, dann bleibe ich natürlich auch in diesem Coachingrahmen.

Wenn ich jetzt aber zum Beispiel einen Schauspielschüler hätte im Coaching, dann könnte ich auch jederzeit sagen, ich verlasse gerade mal diese Ebene und gebe dir an der Stelle wirklich einen praktischen Tipp. Du musst dich einfach bei der Agentur da anmelden, dann kommst du in diesen Verteiler. Das ist aber zum Beispiel ein Ratschlag aus der Feldkompetenz heraus, die ich dann besitze und die muss ich dann auch anständigerweise loswerden. Aber ich sage dann an, dass ich diese Ebene verlasse. Also, dass wir quasi das Coaching, wir gehen jetzt in eine andere Ebene.

LB:
Wo würdest du denn die Grenze ziehen? Was kann Coaching nicht?

BF:
Es kann keine Wunder vollbringen.

LB:
Das ist klar.

BF:
Der Trugschluss, der bei vielen Leuten ist, ist einerseits, also vorab die Information, es gibt über 9.000 Coaches in Deutschland, diese Coaching-Branche hat natürlich floriert und hat auch weniger schöne Blüten getragen. Deswegen gibt es auch –

LB:
Es ist ja auch nicht geschützt. Jeder kann sich Coach nennen, ob er eine Ausbildung hat oder nicht.

BF:
Genau.

LB:
Der einigermaßen gerade gucken kann, kann sich Coach nennen.

BF:
Richtig. In der Regel haben Coaches aber einen akademischen Hintergrund, sind nicht mehr blutjung und haben selber eine Führungsposition in Unternehmen innegehabt. Das ist ein klassischer Coach im Businesskontext.

Die Frage ist immer, worauf kann ich mich eigentlich verlassen, wenn ich einen Coach suche? Da sage ich immer, es gibt ganz viele Untersuchungen, wann Coaching erfolgreich ist. Es hängt immer an der Persönlichkeit des Coaches. Also ich suche mir eigentlich den Menschen aus, mit dem ich arbeiten möchte. Und das ist sehr individuell. Aber du hast mir eine andere Frage gestellt?

LB:
Ja, wo sind die Grenzen? Was kann Coaching nicht oder wo würdest du sagen, Coaching ist nicht geeignet? Grenzen hatten wir gerade schon. Auf der einen Seite nennst du die Therapie. Das ist schon etwas anderes. Es ist nicht im Businessumfeld, das ist dann kein Coaching oder Beratung, wo man dann wirklich Tipps als Experte oder Expertin gibt.

BF:
Es gibt auch lebensweltliche Themen oder Life-Coaching. Aber ursprünglich kommt es aus dem gehobenen Management. Dort ist Coaching damals angesiedelt gewesen. Die Grenze zu was? Zu dem, was Coaching leisten kann?

LB:
Genau.

BF:
Coaching liefert keine Lösungen. In dem Moment, wo ich einen Coach einkaufe, kann ich nicht sagen, ich erwarte, dass mein Unternehmen nach 5 Stunden wirklich läuft oder dass die Führungskraft empathischer ist. Ich muss auch da meine Ziele immer smart ansetzen, ich muss sehr spezifisch vorgehen im Coaching.

Was ist das Ziel des Coachees? Ist es realistisch, ist das überprüfbar, können wir das leisten hier im Coaching? Zum Beispiel jemand sagt, ich komme mit meinem Team nicht so gut klar, es wäre schön, wenn die ein bisschen nachsichtiger mit mir wären, das ist kein Coachingziel, denn ich habe nicht das Team im Coaching, sondern diese eine Person. Wir können immer nur an diesem Menschen arbeiten, der da ist, an seiner Haltung, seiner Einstellung und an den Möglichkeiten, die wir im Rahmen der Maßnahme entdecken. Frage beantwortet?

LB:
Ich glaub schon. Also, Zieldefinition machst du auf jeden Fall vorab, aber Lösungen kann man nicht erwarten, wie du so schön sagst. Und die Ziele müssen so sein, dass der Coachee sie dann auch beeinflussen kann.

BF:
Der Coach liefert nicht die Lösung. Die Lösung muss immer noch von mir selber kommen.

LB:
Vom Coachee dann?

BF:
Genau.

LB:
Wie wäre der klassische Ablauf? Ich kann es auch nur unterstützen und die sagen, jeder, der irgendwie an irgendwas gerade rumknabbert, da kann immer ein Coach helfen. Würde ich auch jedem zu raten, da soll man sich auch nicht zu eitel sein. Unternehmer und Selbständige neigen auch dazu, alles als Eigenbrötler mit sich selbst auszumachen. Ich kann nur dazu raten, das nicht zu tun. Mir hat es immer, wenn ich einen Coach beansprucht habe, wahnsinnig viel gelöst.

BF:
Wie hast du denn deine gefunden?

LB:
Internetrecherche, die erste oder Empfehlung. Ich weiß gar nicht, wie habe ich dich gefunden? Über Empfehlung.

BF:
Ja.

LB:
Bei dem Schreib-Coach war es eine Internetrecherche und ansonsten waren es Empfehlungen.

BF:
Empfehlung ist auch eigentlich der Faktor 1. In den allermeisten Fällen wird man als Coach empfohlen. Du kannst keinen Bedarf heranreden bei deinem Gegenüber, du wirst weitergereicht, weil es eine vertrauensvolle Arbeit ist, weil jemand gute Erfahrungen hat und dann empfiehlt er auch gerne. Trotzdem gibt es auch manchmal den Fall, dass man sagt, ich brauche jetzt einen Coach, auch für ein spezielles Thema oder ich habe keinen in meinem Freundes- und Bekanntenkreis, der schon mal einen Coach hatte.

LB:
Für den Bereich?

BF:
Genau, dann klappe ich das Laptop auf und suche halt. Es gibt auch Coach-Datenbanken und ich kann aber auch zum Beispiel bei Personalberatern nachfragen oder in meinem eigenen Unternehmen. Die haben auch in der Regel einen Pool von Leuten, mit denen sie zusammenarbeiten. Ansonsten muss ich halt gucken, auf was ich achte, wenn ich im Internet einen Coach suchen.

LB:
Wie wichtig ist die räumliche Nähe? Muss man sich persönlich gegenübersitzen? Viele bieten Telefon-Coachings und Skype-Coachings an. Macht das aus deiner Sicht Sinn?

BF:
Je nach Thema und je nach Klient kann das Sinn machen. Das gibt es und das würde ich auch nicht per se verteufeln. Mein persönliches Ding ist es nicht, aber es gibt Fälle, wo das wunderbar funktionieren kann.

Oftmals ist auch das Tolle an so einer Coach-Beziehung mit dem Klienten, dass man eben mal intensiv miteinander gearbeitet hat. Und kommt zwei, drei Jahre später nochmal eine Situation, wo man ganz leicht nochmal andockt. Kann sein, dass ein Klient von mir nach München gegangen ist und mit einem ähnlichen Thema wieder aufpoppt und wir nochmal wieder arbeiten. So, wie ich das auch mit meinem Coach habe, dass ich denke, wenn das irgendwie schwierig wird, dann weiß ich, wohin ich gehen kann. Das ist auch eine schöne Vorstellung. Manchmal reicht sogar die Vorstellung dessen, was er sagen würde oder fragen würde.

LB:
Ja?

BF:
Ja.

LB:
Das hilft dir dann schon?

BF:
Genau. Deswegen ist es gut, wenn man jemanden hat, der in der Nähe ist, aber es ist immer sinnvoll, sich auf den Weg zu machen zum Coach. Dieser Weg dahin verankert mich schon mit dem Thema. Dann kenne ich ihn vielleicht auch schon, was wird die Eingangsfrage sein. Dann ist man schon so eingestimmt ins Thema, geht woandershin hin, macht das auch in einem anderen Raum. Dann kommt man wieder zurück und lässt es noch so nachhallen.

LB:
Okay, das ist ein guter Tipp. Jetzt wird mir jemand empfohlen und ich weiß ja gar nicht, du sagtest es selber, es ist persönlichkeitsabhängig. Passt er zu mir? Jetzt habe ich eine Empfehlung, was mache ich dann?

BF:
Dann würde ich ihn kontaktieren, wahrscheinlich entweder telefonisch oder per Mail. Dann kommt eine Antwort zurück, dann mailt zum Beispiel der Coach und bietet einen Telefontermin an. Dann wird kurz darüber gesprochen, um welches Thema es geht, ob man theoretisch zusammenpassen würde. Entweder wird schon telefonisch der Preis genannt oder später in der E-Mail nochmal ein kleines Angebot geklärt. Dann kann man darüber nachdenken, ob man einen ersten Termin macht oder eben nicht.

LB:
Wo liegen die Preise beim Coaching, was ist deine Erfahrung?

BF:
Zwischen 100 und 500 Euro pro Stunde ist alles drin. Die Schwierigkeit ist letztendlich, dass ich nicht weiß, wenn jemand günstig ist, heißt das noch lange nicht, dass der schlecht ist und wenn jemand teuer ist, heißt das noch lange nicht, dass er dann auch richtig was kann. Es ist wirklich was, was ich sehr stark mit meinem Gefühl von der -, mit dem habe ich Lust zu arbeiten und da habe ich einfach das Gefühl, der ist kompetent und der bietet mir die richtigen Dinge. Hier gehe ich mit.

LB:
Und man sollte sich auch nicht von hohen Honorarforderungen pro Stunde abschrecken lassen? Es ist so viel wert, was teilweise herauskommen kann. Man darf auch nicht vergessen, dafür habe ich auch wirklich viel Verständnis. Ich bin kein Coach, ich biete so etwas gar nicht an, aber ich habe viel Verständnis dafür. Wenn ich Workshops mache, so etwas ist wahnsinnig anstrengend. Wenn ich ein Coaching mit jemandem eine Stunde habe, das laugt an meiner Kraft und meiner Energie.

Es ist nicht so, dass ich jetzt davon acht Stück hintereinander weg machen kann, sondern man muss es vor- und nachbereiten. Deshalb finde ich 300, 400, 500 Euro pro Stunde absolut gerechtfertigt, muss ich auch sagen. Wenn es dann auch wirklich zum Ergebnis kommt und der wirklich so gut ist.

BF:
Du erlebst ja auch alles. Es gibt auch manchmal die Situation, dass ein Coaching reicht und es ist Bahnbrechendes passiert. Dann hat jemand 250 Euro dafür ausgegeben und das ist unglaublich günstig im Verhältnis zu dem, was geschaffen worden ist für die Zukunft.

LB:
Absolut, finde ich auch total wichtig, dass man sich da nicht abschrecken lässt. Wie gesagt, man darf nicht vergessen, er macht es nicht den ganzen Tag, nicht acht Stunden. Aber auch, es ist einfach, was da hinterher rauskommt, der Mehrwert oder der Wert kann einfach enorm sein. Und das kann man manchmal in Geld gar nicht aufwiegen.

BF:
Richtig.

LB:
Aber im Endeffekt muss man doch sagen, wenn ich jetzt, ich habe eine Empfehlung bekommen, ich habe ein Angebot und sage okay. Das ist alles gut vom Preis her, ich habe mit dem telefoniert. Aber dann ist es doch eine Bauchentscheidung?

BF:
Ja. Ich muss mit dem mitgehen, wo ich mich gut fühle. Und das werde ich sofort wissen. Wenn ich das allererste Mal in meinem Leben mir einen Coach hole und habe keine Empfehlung, dann sage ich, hole mehrere Angebote rein, damit ich dieses Bauchgefühl erzwinge. Dann weiß ich sofort, bevor ich mit dem jetzt arbeite, arbeite ich lieber mit der. Dann habe ich eine Vergleichsmöglichkeit und dann Vertrauen, denn ohne das erreiche ich selber da nichts. Der Coach kann mir letztendlich nichts beweisen, sondern ich nutze den ja, um mich weiterzubilden und weiterzuentwickeln.

LB:
Das ist ein ganz guter Hinweis. Wenn man eine Empfehlung hat und man ist unsicher in der Entscheidung, dann ruhig nochmal, eine andere Internetrecherche machen, nochmal mit anderen in Kontakt treten. Dadurch kann man auch die Unterschiede sehen und dadurch die Entscheidung ein Stückweit erzwingen. Und keine schnelle Entscheidung treffen, sondern sich ein bisschen Zeit lassen.

BF:
Genau, auf der einen Seite ist es eine Investition, auch wenn es durchaus Sinn macht, wie wir gerade besprochen haben. Es kann auch teuer sein, aber ich kann es nicht übers Knie brechen. Einfach einen Moment mir Zeit geben und dann werde ich das wissen, in welche Richtung ich gehen will und mit wem ich Lust habe zu arbeiten. Das sehe ich manchmal schon an der Homepage. Da sind ein Bild und ein Spruch und dann weiß ich schon, darauf habe ich keinen Bock.

LB:
Da sind wir beim Thema digitale Identität.

BF:
Oder – wow, ja, interessant. Was hat der denn gemacht? Ach, der macht auch was an der Uni? Was ich halt so brauche, wir müssen uns nur bewusst darüber sein, das hat mit meinen Bedürfnissen zu tun und es matcht, das sage ich jetzt mal schön so auf Englisch, mit der Persönlichkeit, die mir da schon im Netz entgegenkommt. Dann muss ich das verifizieren, wenn ich den Menschen sehe. Und auch der Coach darf ja ablehnen. In der Regel ist es so, dass es ein erstes Treffen gibt und danach entscheiden wir, machen wir das, ja oder nein? Dann gibt es auch einen Coaching-Rahmenvertrag.

LB:
Das machst du auch? Du sagst aber, nach einer Stunde kann es dann vorbei sein oder werden mehrere Stundenkontingente verkauft?

BF:
Genau. Es kann sein, dass ich einen Rahmenvertrag habe, aber da muss auch immer drinstehen, dass ich jederzeit von beiden Seiten das lösen kann. Ich verpflichte mich jetzt nicht für acht Doppelstunden und wenn ich nach fünf denke, ich mag nicht mehr dahingehen, dann muss ich das auch natürlich lassen können.

LB:
Also würdest du sagen, brauche ich einen Coach? Das kann jeder gebrauchen und wenn ja, wie viele? Ich sage mal, so viele man halt benötigt, oder?

BF:
Ja, für die unterschiedlichen Themengebiete gibt es natürlich was. Ich kann jemanden haben, der mich persönlich als Unternehmer weiterentwickelt. Ein ganz klar systemischer Coach, der mich vielleicht in meiner Führungskompetenz weiterbringt und trotzdem habe ich noch einen Buch-Coach. Dann kommt der Vortrag und dann kommt Barbara nochmal vorbei. Das kann durchaus sein.

Natürlich müssen wir das Ganze nicht ad absurdum führen und für alles, was wir in der Welt machen, uns nicht mehr trauen. Sondern für alles brauche ich jetzt neuerdings einen Coach. Dem stehe ich auch ein bisschen kritisch gegenüber. Aber was ich überhaupt nicht mehr habe, das hatte ich früher, das ist dieser Dünkel, dass das vielleicht nur Laberei sein könnte oder dass es keinen Sinn macht.

Ich habe so unendlich viele Geschichten, die ich selber erlebt habe auf beiden Seiten und die von Kollegen, wo ich sagen kann, Gott sei Dank gibt es sowas. Wie gut, dass wir die Möglichkeit haben, schnell und unkompliziert ein Coaching einzusetzen, weil es die Leute wieder in ihre eigene Befähigung bringt, die Lösung zu finden und das Leben und die Arbeit da anders anzupacken.

LB:
Schön, bevor ich zur Zusammenfassung komme, würde mich eine Sache aber noch interessieren. Das ist das Coaching im Team, gibt es ja auch. Bietest du das auch an?

BF:
Ja.

LB:
Wo liegt der Unterschied zu einem persönlichen Coaching oder wann sollte man das einsetzen?

BF:
Wenn ich mich selber weiterentwickeln will, gehe ich alleine ins Coaching. Wir nennen Coaching jegliche Art von Begleitung von Veränderungsprozessen. Sobald sich ein Team transformieren möchte, das kann auch eine Entscheidung von oben sein, dass es so zu sein hat, weil die Digitalisierung reinkommt und es jetzt gemacht werden muss, ist diese Begleitung vom Team automatisch auch ein Team-Coaching.

LB:
Gehst du denn dann auch hin und hast immer das ganze Team dasitzen oder kann das auch individuell, wenn du merkst, da ist ein Kasper dabei, den muss ich mir jetzt mal einzeln packen? Kann das auch sein?

BF:
(Lacht) Ja, das kann auch sein. Ich würde ihn nicht „Kasper“ nennen, das habe ich übermorgen. Nicht, dass sie es hören und sich abgekaspert fühlen. Die sind nicht im Einzelcoaching, weil sie die Kasper sind und sich danebenbenehmen, sondern weil es zum Beispiel Säulen im Team sind, mit denen ich nochmal über Führung und Verantwortlichkeiten rede. Es ist auch nie so, dass ich sage, wie es jetzt zu laufen hat, sondern wir finden gemeinsam Lösungen und wir finden gemeinsam Wege. Aber ich zeige durchaus auch auf, wo es gerade hakt oder wo es aus meiner Sicht nicht läuft und diesen Spiegel, das habe ich in Verantwortung, das zu spiegeln.

LB:
Okay, dann fasse ich mal kurz zusammen. Brauche ich einen Coach und wenn ja, wie viele? Es kann immer sinnvoll sein. Mir fällt gerade auch noch ein, einer meiner besten Freunde zum Beispiel lässt sich gerade im Karrierebereich coachen. Da steht ein Wechsel an, da hat er sich zum Beispiel auch einen Coach genommen. Also auch in dem Bereich, aber auch Führungskompetenz. Einen Coach kann wirklich jeder gebrauchen und wenn ja, wie viele?

Man kann sich da wirklich in allen Bereichen austoben, natürlich nicht zu viele. Wie finde ich einen Coach? Empfehlungen hören, ansonsten kann man natürlich auch mal im Internet recherchieren. Aber dann wirklich sich Angebote einholen, das erste Mal treffen, mal beschnuppern, gucken, passt es? Und dann wirklich eine Bauchentscheidung treffen und sagen, das ist der, mit dem kann ich arbeiten und die Kosten wirklich außen vorlassen. Denn das, was hinten herauskommt, ist den Stundensatz allemal wert.

Sich ruhig für die Entscheidung da Zeit lassen. Wichtig beim Coach ist, er hilft einem „nur“, selber Antworten zu finden. Der Berater gibt die Antworten als Experte, der Coach hilft einem, selber Antworten zu finden. Ist das von der Zusammenfassung so in Ordnung, Barbara?

BF:
Wunderbar, ich bin hochzufrieden.

LB:
Habe ich etwas vergessen?

BF:
Die eigene Lösung ist immer die nachhaltigere. Würde ich gerne ergänzen an der Stelle.

LB:
Ich habe aber noch eine Abschlussfrage diesmal an dich, ich räche mich jetzt mal oder spiele den Ball mal zurück. Was war die schönste Erinnerung im Coaching, was du gegeben hast, was jetzt noch für Gänsehaut bei dir sorgt?

BF:
Ich muss das ein bisschen verklausuliert vielleicht wiedergeben, weil wir auch der Schweigepflicht unterliegen. Es gab mal jemanden bei mir im Coaching, der eine ganz starke Blockade in einer ganz bestimmten Arbeitssituation hatte. Mit dieser Blockade haben wir eine Stunde gearbeitet und es ist bis heute nicht mehr aufgetreten. Das Ganze liegt ein halbes Jahr zurück und der Kerl leidet seit Jahren zwei- bis dreimal in der Woche unter dieser Situation. Da denke ich, wie wunderbar, dass der den Weg zum Coaching gefunden hat. Wie schön, dass wir so schnell so gut miteinander arbeiten konnten und wie glücklich macht mich das, dass sowas einfach wie vom Tisch gefegt sein kann.

LB:
Das Zitat diesmal von Henry Ford, dem amerikanischen Automobilhersteller, Gründer der Ford-Werke. Sehr bekanntes Zitat, passt aber wahnsinnig gut in dieses Thema:

„Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer der, der er schon war oder ist“.

In diesem Sinne wünsche ich euch wieder mehr Zeit für die wirklich wichtigen Dinge im Leben.