Wann und wie schalte ich ab? Wie komme ich wirklich an auf dem Weg zwischen Büro und zu Hause?

Lars Bobach nicht nur als Unternehmer und Investor, sondern auch in seiner Rolle als Privatmensch, erzählt uns heute, wie er seinen täglichen Rollenwechsel meistert und hat vier wichtige Ratschläge für uns.

Hier das Transkript des gesamten Podcasts und vorab die erwähnten Links:

Links:

„Sieben Wege zur Effektivität“ von Steven Covey
„Mach Dein Ding-Workshop“ mit Lars Bobach

BF: Herzlich willkommen zum Podcast „Produktiv in digitalen Zeiten“. Wir geben Orientierung im digitalen Dschungel, so dass wieder mehr Zeit für die wirklich wichtigen Dinge im Leben bleibt. Mein Name ist Barbara Fernandez und hier mir gegenüber sitzt Lars Bobach, hallo lieber Lars.

LB: Hallo Barbara.

BF: Wir haben heute eine spannende Folge, Chefsessel und Pantoffeltier, Rollenwechsel in Beruf und Alltag. Welche Rolle hast Du eigentlich? Du hast ja, mmh, welche kenne ich, könnte ich mich erstmal fragen. Du bist Geschäftsführer der Online-Marketingagentur Lars Bobach, Du bist Radfahrer, Du bist Vater und Du bist mein Podcast-Kollege. Was bist Du noch?

LB: Ich würde sagen, Ehemann bin ich.

BF: Stimmt! Ehemann bist Du.

LB: Dann bin ich ja noch beteiligt bei meinem ISOTEC-Betrieb, also bin ich Investor.

BF: Beteiligter.

LB: Beteiligter, genau. Beteiligt bin ich auf jeden Fall. Also, Investor, keine Ahnung, wie man das nennen will. Dann habe ich auch noch andere Hobbies, ich fotografiere, ich schlage auch manchmal einen Golfball.

BF: Golfer, Fotograf, okay. Hast Du irgendwie einen Vereinsvorsitz, bist Du Kassenwart?

LB: Nee, so was mache ich gar nicht.

BF: Geschwister?

LB: Geschwister habe ich auch.

BF: Du bist Bruder.

LB: Ja, stimmt, bin ich.

BF: Onkel?

LB: Onkel bin ich nicht, nein.

BF: Onkel bist Du nicht, okay.

LB: Nee, aber ich bin auch noch Sohn.

BF: Siehst Du, Du bist auch noch Sohn.

LB: Ja, ja.

BF: Nicht von Beruf, aber Sohn.

LB: Aber auch Freund, hoffe ich zumindest, von ein paar Leuten. Ich bin Kollege.

BF: Ja, das war jetzt gerade ein sehr süßer Blick rüber zu Robin. Der schmunzelt auch. Also, viele Rollen hast Du. Gibt es eine Rolle, wo Du sagst, die fällt mir am leichtesten?

LB: Nö. Ich muss sagen, ich fühle mich in allen Rollen wohl, ich habe sie mir auch alle selber ausgesucht. Ich meine, ich bin bewusst Ehemann geworden, bewusst Vater, bewusst Unternehmer. Also, das habe ich mir alles ausgesucht. Meine Hobbies habe ich mir ausgesucht, meine Freunde suche ich mir aus, also, das mache ich alles gerne.

BF: Außer Sohn und Bruder bist Du da schon selber am Steuerrad?

LB: Ja, stimmt, das konnte ich mir weniger aussuchen. Obwohl, unser Pfarrer, der sagt immer, man kann nicht vorsichtig genug sein bei der Auswahl seiner Eltern.

BF: Das stimmt.

LB: Nee, aber das bin ich alles gerne und es gibt auch keine Lieblingsrolle. Ich mache das alles sehr, sehr gerne.

BF: Okay, und das Thema Rollenwechsel, ist das überhaupt ein Thema für Dich? Also, hast Du Schwierigkeiten, wenn Du jetzt vom Büro nach Hause kommst, abzuschalten, überhaupt in die neue Funktion als Vater reinzuspringen oder gelingt Dir das immer gut?

LB: Nein, auf keinen Fall. Also, es gelingt mir nicht immer gut. Es gelingt mir besser als früher auf jeden Fall. Früher hatte ich wirklich Riesenprobleme damit oder ich konnte es eigentlich gar nicht. Ich bin, ich würde mal sagen, gerade so, als ich mich angefangen habe selbständig zu machen, und davor auch als angestellter Geschäftsführer, war ich fast, auch wenn ich vielleicht physisch zu Hause war, aber im Kopf nie. Hatte ich so das Gefühl.

BF: Okay, Kopf ist noch in der Firma geblieben, Papa war zwar irgendwie sichtbar da, aber nicht wirklich.

LB: Ja, genau. Ich war rund um die Uhr erreichbar, mein Handy ging auch quasi permanent. Es war wirklich so. Meine Frau hat dann irgendwann …, die war richtig sauer schon auf mich. Also, wenn wir dann spazieren gingen mit dem Kinderwagen damals noch und so und ich andauernd am Handy hing und so was, hat die mir mal irgendwann gesagt, so, das geht nicht mehr weiter so. Da hat sie auch recht. Nur, das war dann so ein Augenöffner, wo ich sagen muss, dieses Abschalten oder dieser bewusste Rollenwechsel, der ist schon sehr wichtig und mir damals gar nicht so bewusst gewesen, wie wichtig der eigentlich ist.

BF: Und aus dieser Zeit hast Du dann wahrscheinlich ja auch die ganzen Gedanken mitgenommen, zu dem, wo Du heute sagst, warum machen wir beispielsweise diese Folge „Chefsessel und Pantoffeltier“, Du hast eigentlich Erkenntnisse auch gesammelt in den letzten Jahren diesbezüglich? Weil ich glaube, das Thema geht viele an, viele kennen das, gerade Unternehmer und Selbstständige. Wann schalte ich ab? Was brauche ich zwischen Büro und Zuhause, damit ich wirklich ankommen kann? Auch Kopf und Herz.

LB: Ja, absolut. Das ist aber ein Prozess und ich würde auch sagen, jetzt um Gottes Willen fällt es mir leichter, aber da bin ich nicht perfekt. Ich fahre hier nicht aus der Agentur und bin Zuhause und habe dann das Büro oder die Probleme oder die Herausforderung dann nicht mehr im Kopf, das habe ich dann schon teilweise noch, aber es wird besser. Und es ist ein ständiges arbeiten, glaube ich auch. Wie ist das denn bei Dir?

BF: Ja, Rollenwechsel ist natürlich so als Schauspielerin ein Superthema. Das habe ich ständig und ich mag das auch sehr. Ich mag sehr diese Vielseitigkeit und das zu spüren, dass ich so viele unterschiedliche Seiten habe, das macht mir persönlich jetzt eine große Freude. Und ich glaube, ich konfrontierte auch meine Kinder dann damit, dass das dann so ist und finde das eigentlich gut. Ich komme mit der Vielseitigkeit sehr gut klar. Anders gesprochen, ich brauche die, glaube ich.

LB: Aber, wenn Du jetzt so richtig im Stress stehst, musst ein paar Angebote schreiben, hast Dich aber auf Deines Deiner Seminare noch nicht hundertprozentig vorbereitet und sowas.

BF: Und muss dann noch Text lernen, damit ich abends auf die Bühne gehen kann.

LB: Genau, wie sieht es denn dann aus?

BF: Ja, dann habe ich Stress so wie alle Menschen Stress haben und denke, okay, jetzt eins nach dem anderen. Erstmal, was hat Priorität Nummer eins, was muss jetzt erledigt werden? Und dann versuche ich mich, ganz dieser Sache zu widmen. Und es gibt auch solche und solche Zeiten, das kennen unsere Hörer bestimmt auch, dass es Zeiten gibt, wo wir uns besser herausnehmen und besser fokussieren können als in anderen. Und wenn es bei mir so ganz wild wird, dann versuche ich immer, ruhig zu werden und meine Aufmerksamkeit etwas Anderem zu schenken. Also meistens dann den Menschen, die da um mich rum sind oder versuche, den Fokus zu verschieben, von mir weg auf etwas Anderes hin.

LB: Und was bewirkt das dann bei Dir?

BF: Das ich aus diesem Wirbelsturm rauskomme.

LB: Aah, okay, ich finde, Du hast etwas Wichtiges gesagt, eine Frage der Prioritäten und ich glaube, das steht über allem bei diesem Wechsel. Was gibt man in dem Moment irgendwelche Priorität?

BF: Genau alles zugleich geht nicht. Es gibt auch noch ein sehr schönes Beispiel von Momo, was ich immer sehr gerne zitieren in solchen Momenten und das ist, Besenstrich für Besenstrich. Der Straßenkehrer bei Momo hat das immer gesagt, weil, der hatte immer die ganze lange Straße vor sich und das war ja unfassbar anstrengend. Wenn man sich vorstellte, was da noch alles zu fegen ist. Und der sagte immer, nein, Besenstrich für Besenstrich.

LB: Schön.

BF: Okay, also, Du hast vier Punkte mitgebracht. Punkt Nummer eins ist schon angeklungen, das Thema Perfektion. Was gibt es dazu zu sagen, Lars?

LB: Ja, also, die Perfektion da ablegen. Eine Work-Life-Balance einfach mal. Es ist nun wirklich wichtig und es ist zwar ein Modewort, aber ich finde es wirklich. Es ist wichtig, dass man seine ganzen Bereiche, die einem wichtig sind in Balance bringt und da aber nicht perfektionistisch vorgehen. Ich meine, da haben wir auch mal eine Folge zu gemacht, den Perfektionismus ablegen. Auch da neigen ja viele zu, auch selbst da Perfektion zu haben, was Work-Life-Balance angeht, das gibt es einfach gar nicht. Mal hat das eine Übergewicht, mal das andere und es ist ein ständiger Kampf und man muss immer daran arbeiten, an seiner Work-Life-Balance. Das sehe ich so oder es geht mir zumindest so und ich bin mir sicher, es geht auch vielen anderen so.

BF: Ja, sehr guter Punkt, Perfektion ablegen. Ist natürlichen für einen Perfektionisten jetzt ein schwieriger Ratschlag, den kann er nicht einfach so umsetzen, weil, das ist natürlich auch ein Motor, so ein Perfektionismus. Hast Du da noch einen Tipp, wie ich das überlisten kann oder was kann ich da tun?

LB: Was wir da auch sagen, gnädig sein zu sich selbst und sich selbst auch so akzeptieren, auch mit vielleicht Schwächen, auch mal den einen oder anderen Fehler zulassen bei sich selbst. Weil, wir werden den Perfektionismus auch da nicht erreichen. Ich bin nie der perfekte Vater, ich werde auch nie der perfekte Ehemann und der perfekte Chef und perfekte Unternehmer sein.

BF: Was ist das überhaupt? Was ist der perfekte Vater? Das ist ja auch für jeden wieder anders.

LB: Aber, man kriegt ja so Bilder vorgemalt in der Werbung, man guckt die Leute an und sieht, das ist ein ganz erfolgreicher Unternehmer, der hat jetzt wer weiß was aufgebaut und dass dem alles in den Schoß fällt. Und irgendwie zieht er sozusagen den Gewinn nur an und das Glück und das stimmt ja alles gar nicht. Man sieht ja immer nur so einen ganz kleinen Teil davon und der hat genauso damit zu kämpfen wie wir auch. Also, Perfektionismus ist da komplett fehl am Platz und es immer Arbeit, da muss man sich klar sein, eine richtige Work-Life-Balance, also seine Bereiche im Leben in Balance zu halten, das ist permanente Arbeit.

BF: Punkt Nummer zwei, Prioritäten klar haben.

LB: Genau, ja. Das hatte ich eben schon gesagt, Prioritäten ist ein wesentlicher Punkt. Das hat natürlich auch mit der Balance zu tun und um das zu machen und das hat ja Steven Covey gesagt, der dieses Buch geschrieben hat, „Sieben Wege zur Effektivität“. Das ist wirklich ein Management-Klassiker, kann ich nur jedem empfehlen, das zu lesen. Liebe Barbara, hast Du es denn schon gelesen?

BF: Nein, ich glaube, ich habe beim letzten Mal schon gesagt, das muss ich mal lesen, aber.

LB: Haben wir schon mal drüber gesprochen.

BF: Ja, ich lese ja eher die anderen Bücher.

LB: Die anderen? Charlotte Lindt oder?

BF: Nein!

LB: Und der ist auf der Forbes Liste der 25 einflussreichsten Amerikaner überhaupt. Weil, er hat wirklich tolle Bücher geschrieben und tolle Sachen gesagt und auch gemacht und der sagt, Selbstmanagement und alles geht eigentlich damit los, dass man seine eigene Grabrede schreibt. Um damit auch die Prioritäten einfach mal klarzurücken und ich glaube, das tut jedem gut. Weil, dann fällt einem der Rollenwechsel, wenn man dann sich vielleicht über Kleinigkeiten oder vermeintliche Kleinigkeiten im Beruf wahnsinnig aufregt, die mitnimmt nach Hause und das Angebot dann noch erstellt und die Kinder gar nicht beachtet den ganzen Abend und sowas und gehört natürlich dann, wenn man sich seiner eigenen Endlichkeit bewusst wird, die Grabrede geschrieben hat, dass man sagt, weißt Du was, das Angebot, ich kann den Kunden auch anrufen, dass er noch einen Tag warten muss und heute Abend spiele ich vielleicht dann doch mal mit meinen Kindern. So lange sie noch klein sind.

BF: Meine sind ja noch klein.

LB: Meine würden sehr wahrscheinlich denken, was will der denn jetzt?

BF: Ich will das nachholen, komm, wir spielen Mau-Mau. Ja, jeder Moment ist einzigartig und geht immer vorbei und wir können immer nur jetzt und jetzt und jetzt leben und auch immer nur jetzt und jetzt und jetzt unsere Entscheidungen treffen und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass die eigene Grabrede auch so was sein kann wie so eine Initialzündung, darüber nachzudenken, was ist wirklich wichtig im Leben, was will ich wirklich vorantreiben und was soll am Ende, ja, was soll das große Wichtige von mir sein? Und es hat sich ja noch niemand beschwert auf dem Sterbebett und gesagt, hätte ich doch mal mehr gearbeitet.

LB: Oder hätte ich mehr Angebote geschrieben.

BF: Das hat noch keiner gesagt, das stimmt. Okay, da sind wir uns einig.

LB: Und da muss ich mal ganz kurz den Schwenk machen auf mein „Mach Dein Ding“-Workshop, dieses „Mach Dein Ding“-Selbstmanagement-Board, was ich da habe. Da ist das wirklich ein wesentlicher Bestandteil, auch seine ganzen wichtigen Bereiche und die wichtigen Bereiche kann man auch als Rollen sehen, was für Rollen habe ich. Da ist natürlich auch eine Rolle, zum Beispiel meine Gesundheit ist eine Rolle oder ein wichtiger Bereich für mich, aber, meine Kinder, meine Frau, mein Beruf und dass ich versuche die so in Balance zu bringen für mich, so, dass sie für mich sich gut anfühlen und das gehört halt wirklich in diesen Workshop rein und in dieses Board auch rein. Das ist ein ganz wesentlicher Bestandteil davon.

BF: Und das kann ich in Deinem Workshop dann für mich erstellen oder bekomme ich das Kontensystem einfach an die Hand oder wird das wirklich erarbeitet in dem Workshop?

LB: Das wird erarbeitet, weil es ja total individuell ist. Ist ja klar, jemand, der keine Kinder hat, der braucht diese Rolle ja nicht oder dieses Konto ist das ja bei mir dann. Aber es wird im Workshop gemeinsam erarbeitet. Genau, und dass man dann hinter wirklichen hingeht und sagt, okay, jetzt habe ich das mal klar für mich und auch meine Prioritäten mal klar.

BF: Das ist auch mal so die Frage, wann nehme ich mir die Zeit für sowas und klasse, das ist also im „Mach Dein Ding“-Selbstmanagement-Workshop Bestandteil des Programms.

LB: Genau.

BF: Ja, das waren die ersten zwei Punkte und bevor wir zu den nächsten kommen, wollen wir uns noch kurz bei unserem Sponsor bedanken. Perfektion ablegen, Prioritäten klar haben, das haben wir besprochen. Der nächste Punkt, den Du mitgebracht hast, Lars, stelle ihn doch mal selbst vor.

LB: Ja, es geht ja hier hauptsächlich um den Wechsel zwischen Beruf und Alltag, Chefsessel und Pantoffeltier, wie Du das so schön genannt hast. Die Überschrift ist ja von Dir, danke dafür auch nochmal. Da ist es halt wichtig, wirklich den Arbeitstag richtig abzuschließen. Gerade, wenn man kleine Kinder hat und ich sage mal, so in der Rushhour des Lebens nennt man das ja immer, ich will an meiner Karriere arbeiten, habe eine junge Familie, habe ein Haus, was ich abbezahlen muss und das ist alles der normale Wahnsinn, der da auf mich einprasselt, da halte ich es für super super wichtig, den Arbeitstag richtig abzuschließen und den wirklich vielleicht mit einem Ritual zu beenden und zu sagen, jetzt ist wirklich Feierabend.

BF: Das ist gerade für Selbständige, Entschuldigung, wenn ich Dich da so unterbreche, glaube ich, total wichtig. Weil Selbstständige im Kopf immer weiterarbeiten und doch noch eine E-Mail aufs Handy bekommen und dann doch noch schnell darauf reagieren.

LB: Genau.

BF: Mit halber Aufmerksamkeit vielleicht.

LB: Ja, aber alles halb, nicht nur die Kinder halb, sondern auch die E-Mail halb und da kann ja nichts Gutes bei rauskommen. Dann ist man nie richtig da bei den Kindern oder bei seiner Frau, zu Hause, wo auch immer und beantwortet die E-Mail auch nicht so im Sinne des Kunden oder wem auch immer.

BF: Richtig. Also, ein sehr guter Impuls, den Arbeitsalltag richtig abzuschließen. Dazu gehört was genau alles?

LB: Für mich natürlich, was glaubst Du? Kannst Du Dir ja denken?

BF: Ja, ich weiß es.

LB: Und?

BF: Inbox zero!

LB: Genau, also, dass ich meinen E-Mail Eingangskorb leere, also wirklich, wenn ich abends das letzte Mal meine E-Mail-App öffne, dann leere ich den Korb, mach die E-Mail-App zu und dann öffne ich sie auch nicht mehr. Und das ist unterschiedlich, mal mache ich es um sechs abends, mal um acht abends, mal um fünf. Je nachdem, wann ich Feierabend mache. Und ich gucke hinterher auch nicht noch mal rein, ich habe ja zum Beispiel seit über einem halben Jahr keine E-Mail-App mehr auf meinem iPhone.

BF: Und das hast Du auch nicht mehr wieder eingeführt?

LB: Nö.

BF: Und wie geht es Dir damit?

LB: Super.

BF: Was sollte man noch vom Handy schmeißen? Wir sollten uns alle so ein Telefon iPhone kaufen.

LB: So ein Nokia.

BF: Ich habe bei DM so ein Rentner-Handy gesehen für 29 € oder 19 €. Da habe ich gedacht, ich glaube, du bist das nächste. Nach dem letzten iPhone.

LB: Ja, das kann ich aber jetzt nicht so sagen, sonst hätte mein Blog ja irgendwie, also meine App-Testerei keinen Sinn. Aber wirklich.

BF: Ich darf das aber sagen.

LB: Ich sage es auch, wirklich, ich bin der festen Überzeugung, dass eine E-Mail-App auf dem iPhone nichts verloren hat. Das ist wirklich, dieses zwischendurch checken und ich kann das, ich habe das ja wochenlang getestet erstmals. Ich habe da ja sogar mal was drüber geschrieben.

BF: Ich erinnere mich.

LB: Ich kann nur sagen, dass am Anfang dieser Reflex, das ist wirklich ein Reflex, man greift zu dem Ding und dann denkt man, ich habe ja gar keine E-Mail-App mehr drauf. Sei es an der Ampel, sei es irgendwo, wo Du rumstehst, an der Kasse im Supermarkt.

BF: Das ist eine Übersprungshandlung und wir sind uns oft nicht bewusst, dass wir uns selber ja gar nicht schützen vor der Information, die wir da bekommen. Also sprich, vielleicht bekomme ich eine wütende E-Mail von dem Kunden, der gerade sauer ist und ich stehe im Supermarkt an der Kasse und bin völlig baff von dem, was ich da gerade lesen muss. Und das ist keine Situation, in der ich arbeiten kann.

LB: Deshalb also, nochmal auf das Thema zurück.

BF: Inbox Zero.

LB: Arbeitstag richtig abschließen, E-Mail-App nochmal öffnen, alles raus, beantworten, auf den nächsten Tag verschieben, wenn man so eine Snooze-Funktionalität vielleicht hat und dann Inbox, also den Eingangskorb, leeren und dann wirklich E-Mail-App schließen und erst am nächsten Tag wieder aufmachen. Dann natürlich Task-Manager, genau das gleiche, also, wenn ich meine Aufgabenlisten habe und sowas. Dann wirklich bewusst sagen, okay, alles abgehakt. Was nicht abgehakt ist, wird nie gelingt an einem Tag, dann auch verschieben auf nächste Woche, nächsten Tag, nächsten Monat. Vielleicht löschen, weil man gesehen hat, so wichtig ist das doch nicht, hat vielleicht doch keine Priorität. Also auch da wirklich abschließen und dieses Abschließen, das macht den Kopf wirklich frei, das befreit den Kopf. Man hat diese „loose ends“, wie der Amerikaner sagt, diese losen Enden, die einem sonst immer wieder im Kopf …, dann immer wieder der Gedanke, ich muss den ja noch anrufen und die E-Mail muss ich ja noch beantworten. Wenn man einfach weiß, ich habe alles sortiert für die nächsten Tage, abends, wenn man das Büro verlässt als Selbständiger oder Solopreneur zu Hause seinen Schreibtisch verlässt. Ich habe alles sortiert, alles ist an seinem Platz, alles taucht dann auf, wenn ich dann auch wieder möchte, dass es auftaucht. Gibt einfach ein super Gefühl. Und dann kann man sich auch wirklich um seine andere Rolle, den Pantoffelheld, kümmern.

BF: Ja und Du hast auch hier Ideen mitgebracht, was könnte ein Abschaltritual sein. Also, ein kleines Tänzchen um den Mac? Nein.

LB: Da geht es natürlich, also, ich gehe mit unserem Hund, soweit man das Hund nennen kann.

BF: Wieso?

LB: Kennst Du unseren Hund nicht?

BF: Nee, ist der so mini oder was?

LB: Ja, nee, so mini nicht, aber, Robin, das ist eher ein Plüschtier, würde ich mal sagen.

BF: So ein Kuschelpuschel-Ding.

LB: Ja, so ein ..

BF: Wollknäuel.

LB: Der riecht nach Croissant. Ist wirklich so, also, das ist, ja, kann ich Dir gleich mal ein Foto zeigen.

BF: Ja, bitte!

LB: Auf jeden Fall, das ist für mich wirklich so. Abends ist es meine Aufgabe, mit dem Hund zu gehen und das ist ganz fest, danach rühre ich kein Onlinegerät mehr an. Gelingt mir nicht immer, muss ich dazu sagen, auch dann passiert es natürlich manchmal, dass ich dann abends doch nochmal kurz, was weiß ich, hier meinen Facebook-Account durchgucke, ob mir da irgendeiner einen Kommentar geschrieben hat, wenn ich gerade ein neues Video hochgeladen habe oder so. Aber ich sage mal, an vier von fünf Tagen gelingt mir das.

BF: Super.

LB: Ja, oder dann, man kann ja auch, wenn man eine lange Autofahrt hat, sagen, okay, dann höre ich da vielleicht ein Hörbuch und das ist für mich dann der Abschluss.

BF: Einfach bewusst mal nach dem Arbeitsalltag zu schauen, was könnte ein Ritual sein und die Idee, dann dort den Ausknopf zu drücken, finde ich einen super Impuls und sicherlich auch was, was für so eine geistige seelische Gesundheit förderlich ist, weil diese permanente Auseinandersetzung mit den Informationen und mit der Kommunikation, die läuft, die ist für uns alle sehr sehr anstrengend und sehr herausfordernd.

LB: Ja, aber auch hier nicht, also, wie gesagt, ich, mir gelingt es auch nicht jeden Tag. Auch hier nicht mit Perfektionismus rangehen. Wenn man es dann doch mal tun und vielleicht tun muss, dann auch gnädig sein und sagen, okay, morgen gelingt es mir aber dann eher.

BF: Gut. Vierte und letzte Regel, eine klare Regel fürs Wochenende.

LB: Ja, und am Wochenende, da sollte man ja wirklich das Pantoffeltier sein oder der Pantoffelheld. Da muss man wirklich dann sagen, ich habe einen Tag, wo ich wirklich komplett Handy und Internet frei bin. Das kann ich nur jedem raten, das haben wir in der Familie für sonntags mal eingeführt, das gelingt mir noch mit am besten, meinen Kindern am schlechtesten. Ich meine, das ist ja deren soziales Medium, über die sie ihre Kontakte halten. Aber einfach zu sagen, es gibt einen Tag am Wochenende, wo ich dann wirklich gar nicht online bin. Und dann nur für meine Familie da bin zum Beispiel.

BF: Klare Regeln und klare Impulse für einen veränderten Umgang mit Rollenwechsel im Beruf und Alltag. Ich fasse noch mal zusammen:

Punkt 1: Perfektion ablegen
Punkt 2: Prioritäten klar haben
Punkt 3: Den Arbeitstag richtig abschließen

Punkt 4: Eine klare Regel fürs Wochenende

Lars, was rätst du denn jemandem, der sagt, ja, das hört sich alles schick an. Das ist sehr sortiert, Lars-Bobach-Style, hört sich sehr gut an, aber, ich habe so Schwierigkeiten damit. Also, ich krieg den Rollenwechsel trotzdem nicht hin oder hast Du noch irgendwie einen abschließenden Punkt oder einen heißen Tipp für Schwierigkeiten mit dem Rollenwechsel?

LB: Also, da kann ich nur sagen, Grabrede schreiben.

BF: Ich habe jetzt viel erwartet, das nicht. Okay, Leute, schreibt Eure Grabrede! Stellt Euch den Tod vor, los geht’s!

LB: Ja, wirklich!

BF: Zettel und Stift oder?

LB: Ja, wegen mir Zettel und Stift, das ist ja vollkommen in Ordnung.

BF: Analog oder digital, aber schreibt eure Grabrede und wie soll die Überschrift sein? Also, Du schreibst die Rede, die jemand halten soll über Dein Leben?

LB: Genau. Also, Du machst Dir Gedanken darüber, wie sollen die Leute, die Dir wichtig sind, Dich in Erinnerung behalten. Bei meinem Workshop zeige ich da immer ein Bild von einem Sarg, da stehen Leute drum herum, da sage ich, so, ich liege jetzt in dem Sarg und die Leute, die da drum herum stehen, wie sollen die sich an Dich erinnern? Wie sollen sich meine Kinder, meine Frau, meine Kollegen, meine Freunde, mein Bruder, wie sollen die sich an mich erinnern?

BF: Und als Du das das erste Mal gemacht hast, was war der große Aha-Effekt bei Dir?

LB: Ja, das ich in meinem Leben komplett die falschen Prioritäten gesetzt hatte. Und wenn es eine Sache gibt, die jeder machen sollte, ist es, die eigene Grabrede schreiben. Also, das ist das das A und O im Selbstmanagement aus meiner Sicht.

BF: Okay.

LB: Dann fällt auch der Rollenwechsel leichter, weil man sich darüber bewusst ist, dass die Rolle Pantoffelheld super super wichtig ist.

BF: Okay, toll, vielen Dank dafür und ich habe jetzt hier heute mal, wir sind ja hier nicht sehr esoterisch unterwegs, aber ich habe jetzt heute mal ein englisches Zitat.

LB: Obwohl, der Robin, der hat schon Räucherstäbchen dabei.

BF: Den Mann, den ich jetzt zitiere, der ist aber auch in ganz hochpolitischen Kreisen als Ratgeber und Friedensbringer auch gefragt. Von daher habe ich mir erlaubt, den jetzt mal zu zitieren, das hat nämlich mal jemand zu mir gesagt, der gesagt hat, genieß doch die Vielfalt deines Lebens. Und das war für mich nämlich auch so ein Aha-Effekt und das Zitat lautet wie folgt:

„Celebrating diversity in oneness and finding unity in diversity are the two main aspects of wisdom.“
(Sri Sri Ravi Shankar)

Also, in diesem Sinne wünschen wir Euch wieder mehr Zeit für die wirklich wichtigen Dinge im Leben.