Die Vice-Golf Gruppe wurde 2012 gegründet. Nach dem Jura-Studium und Durchlesen des Ratgebers „Kopf schlägt Kapital“ haben die beiden Unternehmensgründer Rainer Stöckel und Ingo Düllmann ein cooles und junges Produkt gesucht, das sich nach den Ratschlägen des Autors gut verkaufen lässt.

Und die beiden haben enormen Erfolg!

Hier das Transkript des gesamten Podcasts und vorab die erwähnten Sponsoren und Links:

Sponsoren:

MDD Webinare

Meistertask Promo-Code: LARS

Links

Website
www.ViceGolf.com
Kontakt
pidz@vicegolf.com

Bücher
Kopf schlägt Kapital von Prof. Günter Faltin
Die 4-Stunden-Woche von Timothy Ferriss

Apps
Hole19
Tourbrassie
Bebrassie
TurboScan

LB: Herzlich willkommen zum Podcast „Produktiv in digitalen Zeiten“. Wir geben Orientierung im digitalen Dschungel, so dass wieder mehr Zeit für die wirklich wichtigen Dinge im Leben bleibt. Mein Name ist Lars Bobach und ich sitze hier zusammen mit dem Rainer Stöckel und dem Ingo Düllmann. Hallo Rainer, hallo Ingo. Seid Ihr bereit?

VG: Ja, hallo Lars.

LB: Schön, dass Ihr da seid! Rainer Stöckel, Ingo Düllmann, beides die Gründer von Vice Golf. Vice Golf wurde 2012 gegründet, wie ich gerade erfahren habe, am 12.12.2012. Das kann man sich sehr gut merken und Vice Golf hat wirklich den Golfsport revolutioniert mit einem Direktvertrieb für Golfbälle. Dadurch sind die Golfbälle viel günstiger geworden. Das war wirklich ein neues Konzept, was dahintersteht, was man vorher so im Golfsport gar nicht kannte. Und sie sind mittlerweile super erfolgreich, sogar in Amerika sehr sehr aktiv, werden dort die Vice Guys genannt. Hier aus dem Rheinland kennen wir die Wise Guys als Acapella-Gruppe. Ich weiß nicht, ob Ihr die auch kennt? Kennt Ihr die auch?

VG: Ja, kennen wir auch.

LB: Klar, die haben sich aber gerade aufgelöst. Vorab die Frage, wer von Euch war heute schon auf dem Golfplatz?

VG: Heute war ich tatsächlich noch nicht auf dem Golfplatz. Gestern tatsächlich kurz nach der Arbeit, aber am heutigen Tage ist es hier ein bisschen zugezogen und eher ein bisschen frischer und noch nass von gestern Nacht, von dem starkem Regen. Da waren wir noch nicht auf dem Golfplatz.

Ich leider auch nicht, obwohl wir teilweise echt schon vor der Arbeit gehen, manchmal auch mit Kollegen. Wir haben den Vorteil hier, dass wir sehr nah an einem Golfplatz gelegen sind mit unserem Büro, sehr zentral in München. Es gibt einen zentralen Golfplatz in Thalkirchen, da gehen wir oft mal auch schon um halb sieben gerne hin, wenn es im Sommer früh hell wird und schön ist. Gleich morgen wieder.

LB: Schön, aber, das Interessante ist ja, als Ihr die Firma gegründet habt, wart Ihr noch gar keine Golfspieler, oder?

VG: Das ist richtig, Familie und Freunde, alle extrem begeisterte Golfer. Wir haben es quasi mit der Muttermilch aufgesogen, den Golfsport, aber, parallel, ohne dass wir uns damals kannten praktisch, haben wir nie damit angefangen und sind eigentlich dann erst mit der Firmengründung oder kurz davor dann dazu gekommen und haben gesagt, gut, wenn wir jetzt auch in dem Metier tätig werden, sollten wir mal lieber auch anfangen, ein bisschen Golf zu spielen.

LB: Das empfiehlt sich. Aber, das ist wirklich eine ganz spannende Geschichte. Erzählt doch mal, wie seid Ihr dann darauf gekommen, gerade mit Golfbällen ins Geschäftsleben einzusteigen?

VG: Rainer und ich, wir haben uns ursprünglich eigentlich im Eisbach in München, das ist ein kleiner Fluss, ein Seitenfluss der Isar, kennengelernt. Da gibt es diese Welle, die feststehende Welle direkt an der weltweit bekannten Nobeldisco Patient. Da waren wir tatsächlich immer früher surfen und haben uns da kennengelernt. Wir hatten dann zusammen verschiedene Beratungsprojekte, sind ursprünglich beide eigentlich auch Juristen. Wir waren als Anwälte tätig und dann in der Beratung und sind dann irgendwann mal in einem Beratungsprojekt bei einem der größten Golfballhersteller gelandet. Wir haben uns dann gedacht, wir haben eigentlich diesen Selbstverwirklichungsdrang, warum machen wir nicht da was? Das war gerade die Zeit, in der in den USA sehr viele von diesen Konzepten aufgepoppt sind, die alle diesen Mittelmann ausgeschlossen haben, also Everlane, Warby Parker, Dollar Shave Club, das kam alles damals auf, nicht im Golfbereich, alles mit Konsumgütern. Und da haben wir uns gedacht, was für ein Produkt gibt es denn noch? Wir hatten mit den Golfbällen dann beruflich zu tun zu dem Zeitpunkt. Irgendwie kam da eines zum anderen. Wir haben gedacht, probieren wir es einfach mal nebenher. Und es kam eines zum anderen, erstmal wirklich nebenberuflich haben wir uns am Wochenende getroffen und es entwickelt, Nächte durchgearbeitet, irgendwann ist es dann losgegangen. Es wurde dann so viel, dass wir gesagt haben, okay, jetzt machen wir es entweder voll oder gar nicht. Dazu muss man auch vielleicht kurz wissen, es war wirklich, wie man sich eigentlich so ein kleines Startup auch vorstellt. Wir hatten damals unter der Kanzlei einen Gewölbekeller. Wenn wir dann fertig waren mit der normalen Arbeit, sind wir in den Gewölbekeller abgewandert und haben da angefangen. Von Golfbällen verpacken bis zum Versenden bis zum Marketing, also, alle Schritte, Customer Care, alle Schritte, die man im Unternehmen dann auch zu späteren Zeiten abgegeben hat bzw. Angestellte für gefunden hat, die sind wir alle selbst auch mal durchschritten. Was wir auch ganz wichtig, nicht nur für unseren Werdegang, sondern auch für das Verständnis des Business sehen und da haben wir wirklich alles von der Pike auf erlernt. Und haben da eigentlich nur positive Erfahrungen gemacht.

LB: Kann ich mir vorstellen. Was mir da immer sofort in den Kopf kommt, ist das Buch von Professor Günter Faltin, ich weiß nicht, ob Ihr den kennt, dieses „Kopf schlägt Kapital“.

VG: Das war eines der ausschlaggebenden Bücher, das uns zu diesem Konzept gebracht hat. Das haben wir gelesen und das andere war „Die 4-Stunden-Woche“ von Timothy Ferriss. Die beiden Bücher haben wir damals wirklich mit Wonne gelesen, haben sogar eine Vorlesung von Günter Faltin gehört und der hat das Ganze mit Til gemacht. Das Problem war nur irgendwie, bei der 4-Stunden-Woche ist es dann leider nie geblieben. Das haben wir am Tag nicht geschafft, also, selbst die vier Tage oder die 4-Tages-Woche haben wir noch nicht geschafft. Ja, das ist so ein bisschen in der Theorie damit geblieben, aber, es war auf jeden Fall ein Anstoßpunkt und eine Motivation für uns, was Eigenes zu starten.
Dann aber letzten Endes viel mehr noch mit einem Branding-Gedanken, der auch bei dem Professor Dr. Faltin jetzt nicht so ausschlaggebend war. Da ging es wirklich dann praktisch nur um ein Consumergut in größeren Mengen zu verkaufen und es kam da weniger auf das Branding an. Wobei man sagen muss, dass das Buch von Professor Faltin eigentlich schon sehr gelebt wurde von uns und auch sehr umgesetzt wurde, so, wie es drinstand. Also, wirklich, sich ein Produkt rauszusuchen, das ein Konsumgut ist, das in großen Gebinden verkauft werden kann, direkt an den Endkunden verschickt werden kann zum halben Preis, womit man auch klein starten kann, ohne jetzt ein großes Kapital aufzunehmen von Investoren, sondern wirklich eigenfinanziert starten und vom ersten Zeitpunkt an auch Cash positiv sein. Das ist so, wie er es in seinem Buch beschreibt, es hat eigentlich auch funktioniert. Nur, dass wir dann schon ein bisschen Kapitel gebunden haben.
Wo es auch um die gesamte Produktentwicklung ging, hatten wir schon hohe Anfangskosten, da nimmt man doch nicht einen 0815-Ball. Da gibt es auch ein paar Nachahmer, die es so gemacht haben und die dann letzten Endes da auch nicht mit Erfolg gekrönt wurden.

LB: Man muss dazu sagen, das Buch von Professor Faltin, er hat die Teekampagne, das war so sein Ding. Für die Hörer, die es vielleicht nicht kennen, werden wir es auf jeden Fall verlinken. Vielleicht ist das auch der Buchtipp, den Ihr dann in der Schlussrunde auch habt.
Jetzt lasst uns mal ein bisschen an der Erfolgsgeschichte von Vice Golf teilhaben. Wie ist es denn zur Zeit, wieviel Golfbälle verkauft Ihr denn so? In welchen Märkten seid Ihr aktiv und wieviel Mitarbeiter habt Ihr?

VG: Beginnen wir bei den Märkten. Wir sind ursprünglich in Deutschland gestartet und haben uns dann recht schnell in die DACH-Regionen ausgeweitet. Haben recht fix auch in Europa an Marktanteilen gewinnen können, sind dann nach Australien und über Australien, unser erster englischsprachiger Markt sozusagen, über den Teich, sind dann in die USA. Das sind auch weiterhin praktisch die Märkte mit noch ein bisschen Südamerika, Argentinien und noch ein bisschen Südafrika usw., wo wir uns hauptsächlich bewegen. Umsatz, da kann ich natürlich keine genauen …

LB: Nee, aber wieviel Golfbälle?

VG: Genau, also Golfbälle verkaufen wir schon ein paar Millionen im Jahr. Das ist schon eine ganz gute und stetig wachsende, Jahr für Jahr sich immer wieder gut entwickelnde Geschichte bei uns. Mitarbeiter, da sind wir so um die 25. Unsere Märkte, wie gesagt, die haben wir gerade angesprochen. Unser Heimatmarkt ist weiter natürlich Deutschland, unser größter Expansionsmarkt ist sicherlich die USA und Kanada. Weitere Märkte sind trotzdem auch die asiatischen Märkte, die weiter ausgebaut werden. Eigentlich kann man sagen, wir sind eigentlich überall unterwegs, außer Festland-China.

LB: Deutschland ist zurzeit noch der wichtigste Markt?

VG: Einer der wichtigsten Märkte.

LB: Ich meine jetzt, der größte Markt, was jetzt den Absatz angeht, zurzeit noch?

VG: Nein, das kann man nicht mehr sagen. Da ist Deutschland nicht mehr der größte Markt, aber er ist immer noch einer der größten Märkte.

LB: Ihr seid jetzt auch als Sponsor in die deutsche Golfliga eingestiegen, habe ich gesehen?

VG: Genau, richtig. Das ist unser drittes Jahr, wo wir dabei sind. Funktioniert sehr gut, unser Ansatz ist jetzt nicht, irgendwie den Spitzensport zu fördern und da Millionen an Marketingausgaben zu investieren, sondern wirklich schlaues Marketinggeld praktisch zu vergeben. Und unser Ansatz, weil, es ist eine coole junge Marke, deshalb wollen wir auch als Testimonials junge, coole Leute haben und da finden wir natürlich sehr viele in der deutschen Golfliga, in der DGL. War eine tolle Sache, dass wir da Sponsor werden konnten. Es funktioniert sehr gut. Das werden wir auch noch die nächsten Jahre hoffentlich sein und es macht Spaß mit den jungen Mannschaften zusammen zu arbeiten.

LB: Das wäre meine nächste Frage gewesen, welchen Profi nehmt Ihr denn als nächstes unter Vertrag? Da würde mir natürlich für Euch Ricky Fowler oder so einfallen.

VG: Wie Rainer es kurz angesprochen hat, das mit dem Profisponsoring ist eigentlich eine nette Sache, aber erstens, besonders in unserem Heimatmarkt Deutschland ist es mit dem Bekanntheitsgrad nicht so weit. Also, der Normalo-Golfer kennt vielleicht die Top fünf und noch ein paar Ausnahmegolfer wie Bernhard Langer oder Martin Kaymer, aber alles andere ist eigentlich nicht bekannt. Und dann stellt sich natürlich die Frage, ein Geldinvestment in irgendeinen Spieler im Hunderterbereich oder Top-fifty-Bereich, ob das wirklich das Geld wert ist. Also, Spielersponsoring ist besonders im Golfbereich immer noch eine sehr teure Angelegenheit und wie Rainer auch schon gerade gesagt hat, entspricht es nicht unbedingt unserem Ansatz, teure Spieler zu sponsern, die auch nicht mehr über die Qualität eines Balls aussagen können als jetzt Spieler, die auch in der zweiten Ligaebene spielen oder auf einer web.com spielen oder auf einer Challenge Tour in Europa spielen. Da ist die Aussagekräftigkeit, da sind es nur noch Nuancen, die die unterscheidet und die Ausgaben sind leider nicht nur Nuancen, sondern sind dramatisch.

LB: Das kann ich mir vorstellen. Aber, Euch ist es ja wirklich gelungen, das habt Ihr auch eben schon gesagt, im Gegensatz zu Faltin jetzt, mit Vice Golf. Ich bin dem Golfsport auch sehr verbunden und gucke das auch sehr gerne und spiele auch selber. Aber, damit eine wirklich richtig coole junge Marke aufzubauen? Was war das Erfolgsrezept, wie habt Ihr das geschafft?

VG: Unser Grundgedanke war das erstmal gar nicht, weil wir uns erstmal so ein bisschen auf das Buch verlassen haben von Professor Faltin. Wir haben aber schon schnell bemerkt, im Golf funktioniert das nicht so wie im Teemarkt, sagen wir mal. Im Golf sind die Golfer, die Verbraucher, schon sehr markenfixiert. Da haben wir sehr schnell gemerkt, um dieses Produkte Golfball muss man auch eine Marke kreieren. Wir haben natürlich gesehen, im Golfbereich gab es bis dahin keine coolen, jungen Marken, es waren alles traditionelle althergebrachte Marken. Wir haben gesagt, wir wollen einen anderen Ansatz gehen, wollen das auf jung, auf cool, machen. Haben uns dann auch den jungen, coolen Namen gesucht. Und wie ist es uns dann gelungen diese Marke aufzubauen? Indem wir natürlich sicher auch vom Design her jung und cool arbeiten. Unser gesamtes Produkt ist sehr designorientiert,wenn man auch den Ball selbst natürlich, ist es schwierig dann, ein Design drauf zu machen, aber die Verpackung sehr hochwertig, sehr anders wie alle, auf cool gemacht, auf Applestyle gemacht. Das war immer schon unser Ziel, darauf sind die Leute auch angesprungen. Das fanden alle super vom Design, genauso unsere anderen Produkte, unsere Caps. Es sind nicht die typischen Golfcaps, sondern es sind eher die Flat Burn Caps. Die man, wenn man will, auch gebogen tragen kann, aber, sie sind erstmal auf jung und cool gemacht. Was auch großen Anklang im Markt gefunden hat. Wir waren eigentlich die ersten, die das so rausgebracht haben. Gerade, das andere schon, das Sponsoring. Wir suchen junge aufkommende Spieler zu sponsern, wie die DGL, aber auch in US, College Mannschaften, aber auch Einzelspieler. Hatten gerade jetzt einen Spieler auf den British Open, der unsere Bälle gespielt hat. Einen jungen Italiener, der die Amateur-Weltmeisterschaften gewonnen hat. Der dann auch zu den British Open eingeladen wurde und auch unseren Ball gespielt hat. Da versuchen wir auch Geschichten drum zubauen. Das ein bisschen zu erzählen, das im Social Media zu verwerten, in die Welt rauszutragen und dieses Image einfach zu verkörpern. Und, man muss natürlich sagen, das ist auch ein Hauptunterschied zu vielen anderen Marken. Dadurch, dass wir den Direktvertrieb praktisch als unser Verkaufsmedium gewählt haben, unterliegen wir nicht so einem starken Produkterneuerungsdruck auf Teufel komm raus, soll eigentlich heißen, wir bringen ein neues Produkt raus, wenn wir wirklich davon überzeugt sind und denken, dass es einen Mehrwert bringt und wirklich von der Qualität und der Performance und dem Design auch natürlich wirklich dem entspricht, was wir uns vorgestellt haben. Das kann in vielen Fällen länger dauern als es bei anderen Firmen dauert. Da haben wir schon an X Beispielen erlebt, dass es tatsächlich länger dauert, als wir ursprünglich gedacht haben. Aber wir haben uns immer, auch von Anfang, als Grundpfeiler des Unternehmens eigentlich gesetzt, dass wir sagen, wir bringen nichts auf den Markt, wo wir nicht hundertprozentig dahinterstehen können und wir holen uns nicht von Alibaba.com noch wieder ein Me-too-Produkt und klatschen da einfach nur ein Logo drauf und verkaufen das weiter. Das mag auf kurze Sicht auch erfolgversprechend sein, aber, wenn man wirklich eine Marke kreieren möchte und etablieren möchte, dann muss man da ein bisschen mehr Schweiß in die ganze Sache investieren als nur irgendwas schon Dagewesenes herzunehmen. Und wie gesagt, das ist wirklich einer unserer zentralen Ansätze, wirklich gute Qualität, gutes Design, für einen guten Preis anzubieten.

LB: Da kann ich nur sagen, von der Außenwahrnehmung, ich kenne Euch jetzt nur, ich habe Euren Ball natürlich auch schon gespielt, ist Euch auf jeden Fall gelungen. So kommt Ihr als Marke auch rüber und das fand ich wirklich toll, wie man in so kurzer Zeit das schaffen kann, so eine wertige und auch junge coole Marke aufzubauen. Hört sich alles toll an, jetzt interessiert mich aber mal, in den fünf Jahren, die Ihr das Ganze ja sehr erfolgreich macht, wo gab es denn da mal auch einen richtigen Dämpfer und was habt Ihr daraus gelernt und was kann die „Produktiv in digitalen Zeiten“-Community daraus lernen?

VG: Es gab immer mal wieder ein auf und ab, wie in jedem Startup. Wenn man selbst ein Unternehmen gründet, muss man darauf gefasst sein, dass es nicht nur die schönen Zeiten gibt, sondern auch schwierige Zeiten. Diesbezüglich ist auch immer gut, wenn man einen Partner hat, mit dem man das durchleben kann. Mal ganz abgesehen von der familiären Partnerschaft, aber, wenn man mit jemandem seine Siege und seine Erfolge feiern kann, ist es genauso gut, wie mal jemanden an der Seite zu haben, mit dem man sich austauschen kann, wenn man auch mal eine Niederlage einstecken muss. Aber, um konkret zu sein, so wirklich Niederlagen hatten wir bisher noch nicht. Schwierigere Zeiten gab es schon mal, wenn dann Mitbewerber uns verklagt haben oder wegen irgendwelchen Patentstreitigkeiten angegangen sind. Dann war das immer ein bisschen schwieriger, vielleicht auch nicht schwierig, sondern vielleicht ist eher lästig das richtige Wort, weil es eigentlich einen vom alltäglichen Business und der Fortentwicklung einer Brand und einer Marke abhält. Besonders, wenn die Sachen dann ungerechtfertigt sind oder von unserem Standpunkt aus als ungerechtfertigt dargestellt werden, das konnten wir aber alles wunderbar wieder hinbekommen und konnten uns da auch einigen. Insofern kann ich das nicht als Niederlage, aber als etwas schwierigere Zeit, betiteln. Ansonsten, es gibt immer wieder mal Challenges, Herausforderungen, gerade, wenn man merkt, es eskaliert jetzt, das Modell. Am Anfang haben wir uns da ein paar tausend Bällchen praktisch produziert, das war dann einfach oder unter damaligen Gesichtspunkten war es wahrscheinlich auch nicht einfach, weil wir es alles alleine gemacht haben, jetzt sind wir mehr Leute. Trotzdem, ein wachsendes Unternehmen stellt einen immer vor Herausforderungen, meistens aufgrund der Größe des Volumens, dass man da immer nachdrücken muss und das Ganze wieder auf einen größeren Fuß dann stellen muss. Insofern ist es eine ständige Herausforderung, wenn man die Skalierung da.

LB: Aber, was habt Ihr denn jetzt zum Beispiel aus diesen Lizenzstreitigkeiten gelernt? Was kann die „Produktiv in digitalen Zeiten“-Community mitnehmen?

VG: Ich habe daraus gelernt, dass es doch gar nicht so blöd war, Jura studiert zu haben. Ich glaube, das hat Rainer auch daraus gelernt. Insofern, auch, wenn man das erstmal am Anfang vielleicht als Basis immer nicht so schlecht findet, aber auch als eher etwas langweiligere Materie kennenlernt. In diesen Fällen hat es uns tatsächlich gut geholfen. Man muss einen langen Atem haben, man muss aushalten, durchhalten, um nicht gleich das Handtuch zu werfen, wenn das erste größere Problem kommt. Man muss es einfach aussitzen, auch geschickt handhaben, aber trotzdem ist Geduld gefragt im Unternehmertum.

LB: Ja, ausharren, genau. Es ist nicht nur im Startup so, auch im Unternehmen, was schon länger auf dem Markt ist. Es ist immer ein auf und ab. Das ist halt das Unternehmertum, das gehört einfach dazu. Wie stellt Ihr Euch denn in Zeiten des digitalen Wandels auf? Ihr seid ein ganz junges Unternehmen, es ist alles sehr wahrscheinlich sehr sehr digital bei Euch organisiert, gerade im Marketing. Ich meine, da seid Ihr sehr gut aufgestellt, ich war ja auf Eurer Seite, werde seitdem von Remarketing-Kampagnen verfolgt. Finde ich gut, mache ich auch für meine Kunden in meiner Agentur, sowas. Aber, was habt Ihr da, wie stellt Ihr Euch auf? Welche Tools nutzt Ihr da zum Beispiel?

VG: Eine unserer Hauptbesetzung ist unser Marketingbereich. Das heißt, wir sehen uns auch schon ziemlich stark in dem Bereich. Das ist der, der auch am meisten Know-how und andere am meisten Kraft und Arbeitskraft investieren. Es ist ein bunter Marketingmix, den wir eigentlich fahren. Es sind traditionelle Medien wie Print oder TV, es sind aber genauso auch die schon angesprochenen Retargeting und Social Media Geschichten. Da gibt es auch nicht das Geheimrezept, was wir auch nicht preisgeben würden, wenn wir es hätten. Aber, da kann man jetzt trotzdem leider nicht sagen, dass wir über einen Channel nur erfolgreich sind, sondern, es ist ein gesunder Mix an Sachen, ist auch vielleicht der Situation des Golfsports geschuldet, dass wir daher immer noch teilweise ein älteres Zielpublikum haben, die den komplett neuen Medientrend jetzt noch nicht so aufnehmen wie Kunden vielleicht von einem Notebook oder von Apple. Insofern, ein gesunder Mix an Marketingmaßnahmen. Wir benutzen da Criteo, wir benutzen eigentlich sehr viele verschiedenste Tools, alle möglichen SAS Anwendungen. Wir sind, ich weiß nicht, wie wir das jetzt genau betiteln sollte, aber, wie Du schon gesagt hast, wir sind von Anfang an digital aufgewachsen, haben eine sehr nahe und direkte Verbindung zu unseren Kunden, so dass es für uns eigentlich eine ganz natürliche Entscheidung war, auch das Unternehmen komplett so digital wie irgendwie möglich aufzustellen, das gesamte Geschäftskonzept basiert auf dem digitalen Wandel. Darauf haben wir aufgebaut, dass es auf einmal möglich ist, über das Internet Leuten direkt vom Hersteller die Produkte zukommen zu lassen. Das wäre früher alles nur sehr schwierig möglich gewesen. Insofern war es für uns immer schon wichtig, das gesamte Onlinemarketing von Anfang an, wird es auch immer sein, trotzdem sagen wir, wir können uns nicht völlig darauf verlassen, sondern wir nutzen auch traditionelle Kanäle. Vielleicht noch wichtig, wir haben auch sehr viele Mitarbeiter bei uns, die Remote arbeiten, also entweder von zu Hause oder in anderen Ländern, in anderen Units, sitzen, so dass wir auch da wirklich flexibel und alles eigentlich digitalisiert haben, was man irgendwie sinnvoll digitalisieren kann. Immer sehr gern genutzt, solche Sachen wie Skype oder Google Hangouts, um die verschiedensten Mitarbeiter auch mal wieder an einen Tisch zu bekommen.

LB: Okay, das ist das Unternehmen, wie organisiert Ihr Euch denn selber? Also, jeder von Euch, welche Selbstmanagementtools nutzt Ihr? Nutzt Ihr Task Manager, vielleicht Ingo, fängst Du mal an?

VG: Ich habe das im Vorgespräch schon angesprochen. Ich brauche einen guten Assistenten, ersetzt bei mir bisher leider noch niemand. Einen gut geführten Kalender, das ist eigentlich das einzige Task Management Tool, was ich wirklich tagtäglich nutze. Da muss ich mich leider geschlagen geben, was sonst Digitalisierung angeht.

LB: Und wie ist das beim Rainer?

VG: Ein bisschen ähnlich, da sind wir ähnlich gestrickt. Da benutze ich auch noch sehr analoge Mittel, die bekannte To-do-Liste, die ich mir schreibe. Im Unternehmen selbst haben wir einige Projektmanagementtools auch schon ausprobiert. So richtig begeistert waren wir eigentlich noch von keinem, so, wie wir das jetzt gesehen haben. Ich meine, die funktionieren alle gut, die sind aber alle viel zu umfangreich, denke ich mal, für ein kleineres Unternehmen und sie müssen auch gelebt werden und wenn sie im Unternehmen nicht gelebt werden, sind sie eigentlich unnütz und verbrauchen nur Zusatzzeit.

LB: Ich kann Euch einen Podcast und Blog empfehlen, wo sich genau um solche Tools gekümmert wird und da gibt es wirklich auch für kleine Unternehmen, wie Ihr eins habt, oder ich auch eins habe, wirklich gute Tools und sogar aus München gibt es eins, das ich Euch da sogar empfehlen könnte.

VG: Werden wir uns gern mal durchlesen, wenn Du uns die Links dazu schickst.

LB: Ja, sehr gern. Der ist sogar Sponsor dieser Podcastfolge.

VG: Dann hören wir gleich mal ganz genau zu.

LB: Ja, wo wir beim Sponsor sind, würde ich sagen, bedanken wir uns erstmal bei unserem Sponsor und kommen gleich zurück.

So, da sind wir wieder mit Rainer und Ingo von Vice Golf. Jetzt geht es in die Schlussrunde, ich bitte um knackige und präzise Antworten. Welcher ist Euer wichtigster Produktivitätstipp? Vielleicht immer erst der Ingo und dann der Rainer oder umgekehrt.

VG: Da ich sehr lange in einer großen Unternehmensberatung gearbeitet habe, die zum Teil sehr unproduktiv arbeitete, muss ich sagen, wie alle großen Unternehmensberatungen. Warum unproduktiv? Weil die Leute einfach zu wenig Schlaf bekommen und mein wichtigster Produktivitätstipp ist eigentlich, schlaft genug.

Kann ich mich nur anschließen, Schlaf, ganz wichtig, besonders in Zeiten, wo ich einen jungen Sohn habe, ist Schlaf ein rares Gut, aber mein wichtigster Produktivitätstipp ist tatsächlich, alle E-Mails, die unter 2 Minuten Beantwortungszeit benötigen, direkt abzuarbeiten.

LB: Was macht Ihr als Unternehmer, um abzuschalten?

VG: Ich spiele sehr gerne Basketball, das spiele ich seit klein auf und gehe gern auch Kate-Surfen und bin mit meiner Familie. Das mache ich, um abzuschalten.

Bei mir sind es eigentlich alle Sportarten, die irgendwo in der freien Natur sind, sei es Golf, sei es Kite-Surfen auch, sei es Mountain-Biken, Berggehen, Skifahren, da kann ich eigentlich richtig abschalten.

LB: Auf welche drei digitalen Gadgets könnt Ihr nicht mehr verzichten?

VG: Müssen das drei zusammen sein?

LB: Nein, einfach welche drei digitalen Gadgets, egal, ob eins, zwei oder drei.

VG: Auf mein Smartphone kann nicht tatsächlich nicht mehr verzichten bzw. könnte es wahrscheinlich doch, aber für den Arbeitsalltag kann ich da tatsächlich nicht drauf verzichten.

Laptop natürlich ist das zweite, der ist eigentlich überall dabei. Deswegen muss er auch klein und handlich sein. Auf den Rest kann ich verzichten. Vielleicht nicht auf meine Drohnen, nicht in der Firma, sondern privat, als Sportaktivitäten.

LG: Um das jetzt aufzuzeichnen, was Du da machst.

VG: Genau, aufzuzeichnen. Es ist ein Mittel oder Gadget, was süchtig macht.

LB: Welche App oder welchen Internetdienst könnt Ihr empfehlen?

VG: Golfsportverbunden könnte ich die App Hole19 sehr empfehlen. Das ist eine Golfapp, in der praktisch alle Golfplätze der Welt gelistet sind und die über GPS auch direkt trackt, wie mein Golfspiel sich da entwickelt bzw. mir genau im Nachhinein zeigen kann, wie weit ich mit jedem Schlag gekommen bin und eine smarte Analytik im Hintergrund noch fährt. Das ist auf jeden Fall eine, die ich für den Golfsport empfehle, ist sogar kostenlos. Benötigt keine Zusatzhardware, die man am Schläger installieren muss. Man kann einfach damit loslegen. Es ist eine portugiesische Firma, die machen es sehr gut, sind auch weltweit aktiv.
Dann aus München, auch nochmal aus dem Golfsport. Die müssen wir jetzt auch mal hier nennen, weil das auch ein Münchner Unternehmen ist. Die heißen Tourbrassie, damit kann ich meine Golfstars verfolgen und kann genau sehen, wie die sich entwickeln und wie die spielen, egal, auf welchem Turnier weltweit. Und da gibt es eine insgesamtes, ein internationales Ranging. Das ist auch ganz interessant und auch die haben eine weitere Applikation dann dafür entwickelt, mit der man sich sehr gut tracken kann auf dem Golfplatz selbst.

LB: Wie heißt die?

VG: Müsste ich jetzt leider noch mal genau nachschauen, das weiß ich nicht, aber, wenn man Tourbrassie findet. Ich glaube, ist ein Unterbereich. Das wäre aus dem Golfbereich und eine App, die ich fast täglich nutze, ist der Turboscan für mein iPhone, mit dem ich wirklich jeglichen Scanner in der Firma obsolet habe werden lassen. Insofern ist das ein absolutes must have für mich.

LB: Rainer, willst Du noch etwas ergänzen?

VG: Nein, Hole19 hatte ich auch gesagt, Scan-App, ansonsten, Apps benutzte ich wenige, da die typischen natürlich. Facebook, Instagram, das typische.

LB: Welches Buch hat Euch als Unternehmer und Mensch am meisten geprägt? Hatten wir gerade schon, die 4-Stunden-Woche.

VG: Genau.

LB: Wobei man sagen muss, das ist auch nur ein Synonyme. Ich glaube nicht, dass Timothy Ferriss nur vier Stunden in der Woche arbeitet, das kann ich mir jetzt nicht vorstellen. Aber, welches Buch noch?

VG: Es gibt natürlich gute Anleitungen, um produktiver zu arbeiten. Da so ein Unternehmen damit aufzubauen. Das andere war „Kopf schlägt Kapital“ von Günter Faltin. Und ich würde mal sagen, das ist mit der Grund, warum wir unser Unternehmer gegründet haben. Wir haben das gelesen, einen Vortrag von ihm gehört und haben danach gezielt nach Produkten gesucht, die genauso funktionieren könnten wie sein Produkt. Insofern hat uns das sowohl als Unternehmen als auch als Mensch geprägt, weil, sonst gäbe es wahrscheinlich Vice Golf nicht.

LB: Super. Welches ist denn der beste Ratschlag, den Ihr jemals erhalten habt?

VG: Ich mache nicht zu viel auf einmal. Nicht einen gesamten Blumenstrauß. Als Unternehmer denkt man schnell mal oder hat hunderte von Ideen, die man alle auf einmal umsetzen will. Das funktioniert leider nicht, die Fokussierung fehlt. Fokussierung ist einfach wichtig, wenn man ein Startup macht und man muss den großen Blumenstrauß einfach beschneiden, den man im Kopf hat und sich auf die wesentlichen Dinge konzentrieren.

Fokus, Fokus, Fokus, hätte ich auch gesagt.

LB: Nein sagen ist das A und O, das Nein sagen können.

VG: Genau.

LB: Und zu den richtigen Dingen nur ja sagen, das ist absolut richtig. Ich meine, man neigt dazu, sich oft da zu verstricken, weil man von Opportunities umgeben ist, also Möglichkeiten, wo man sich hin entwickeln könnte und sich da auf die richtigen zu fokussieren, ist absolut essenziell, sehe ich auch so. Wie kann denn jetzt die „Produktiv in digitalen Zeiten“-Community mit Euch in Kontakt treten? Sehr wahrscheinlich über das Internet?

VG: Natürlich, über Facebook, über Twitter, über alle sozialen Medien natürlich, aber auch gerne über pidz@vicegolf.com, falls uns jemand eine E-Mail schicken möchte. Dann wissen wir direkt, dass es über Euch kommt und beantworten natürlich die auch gerne. Machen wir übrigens viel mit auch jungen anderen Unternehmen, die auch bei uns immer wieder nach Ratschlägen anfragen und wir haben auch damals in der Gründungsphase viel Feedback und Hilfestellung von bewährten Unternehmern bekommen, die uns wirklich dann nicht nur mit Ratschlägen, sondern auch mit Taten geholfen haben. Das geben wir auch gerne immer wieder zurück.

LB: Das ist wirklich ein tolles Angebot, das werden auch verlinken, also pidz@vicegolf.com. Dann sage ich mal vielen Dank, hat wahnsinnig Spaß gemacht.

VG: Uns auch, Lars, besten Dank.

LB: War toll, sehr inspirierend und ich wünsche Euch weiterhin viel Erfolg und natürlich Zeit für die wirklich wichtigen Dinge im Leben, ciao, macht es gut.

VG: Danke, ciao.