Die Verehrung von Evernote hat teilweise religiöse Züge. Das erinnert schon fast an Apple. So wird jede Neuerung, wie die neulich vorgestellte Zeichenfunktion, mit einer Riesenbegeisterung gefeiert und jegliche Objektivität und Kritik ausgeblendet.

In diesem Zusammenhang bin ich auf einen Artikel mit dem Titel: ‚How to migrate from Evernote to OneNote, and why you should’ von Justin Pot gestoßen. Er behauptet, dass Kritik an Evernote fast mit Blasphemie gleichgesetzt wird. Das kann ich in Teilen bestätigen.

Grundsätzlich finde ich die Idee hinter der Zeichenfunktion in der Evernote iPad App erst einmal super: Anstatt mit mehreren Apps herumzuhantieren, ist alles in einem Programm vereint. Dort, wo ich eh alle meine Informationen ablege, kann ich jetzt auch Skizzen und handschriftliche Notizen erstellen.

Ist das der Anfang vom Ende für GoodNotes und Co.?

Unbeeindruckt von möglichen Vorwürfen der Blasphemie habe ich mir die Zeichenfunktion der Evernote iOS App einmal näher angeschaut.

Die Notiz

Wenn ich auf dem iPad eine neue Notiz erstelle, habe ich jetzt oben ein weiteres Symbol.

Neben den bekannten Icons für Erinnerungen, Fotos etc. befindet sich jetzt auch ein Stift mit Kringel:

Skizzen in Evernote erstellen auf dem iPad

Das ist das Tor zur neuen Zeichenfunktion.

Die Werkzeuge

Der Bildschirm im Zeichenmodus ist aufgeräumt und es befindet sich, wie man es von vielen anderen Zeichen-Apps kennt, am oberen Bildschirmrand die Werkzeugpalette.

Zeichnung in Evernote erstellen

Die Auswahl ist klein, aber es ist auf den ersten Blick alles Notwendige vorhanden:

  • Stift
  • Textmarker
  • Radiergummi
  • Ausschneiden

Für die Stifte und Textmarker stehen unterschiedliche Farben und Breiten zur Auswahl. So weit, so gut.

Das Zeichnen

Die App reagiert gut und flüssig auf Eingaben. Die zur Verfügung stehenden Werkzeuge sind für grobe Skizzen und Zeichnungen ausreichend.

Was aber sofort auffällt: Die fehlende Handballenerkennung oder Handballenablage. Lege ich die Hand während des Zeichnens auf dem iPad ab, wird das als Eingabe erkannt und entsprechend unschön wird das Ergebnis. Man ist also gezwungen, den Stift im schwebenden Zustand zu führen. Auf Dauer ganz schön anstrengend.

Das Schreiben

Handschriftliche Notizen sind mit der App nur schwer möglich. Hier fehlt für mich eine Zoomfunktion oder ein entsprechendes Zoomfenster. Auch wenn das Schriftbild gar nicht so schlecht ist, muss ich viel zu kleinteilig schreiben.

Dazu kommt noch die schwebende Stifthaltung, die ein ermüdungsfreies Schreiben quasi unmöglich macht.

Fazit

Die Idee und der Weg sind richtig und gut. Alles für die Erstellung von Notizen und Dokumenten in einer App zu vereinen, ist sinnvoll.

Der Funktionsumfang und die Ausführung der Evernote-Zeichenfunktion sind aber deutlich ausbaufähig. Für ganz, ganz grobe Skizzen mag der Funktionsumfang ausreichend sein. Mehr geht aber auch nicht.

Detailliertere Zeichnungen oder gar handschriftliche Notizen sind mit der App noch nicht möglich. Schade, da werde ich wohl erst einmal bei den Spezialprogrammen wie GoodNotes oder Noteshelf bleiben müssen.

Und mal unter uns: Wenn ich mir Penultimate, die Zeichen-App aus dem Evernote Konzern, so anschaue, habe ich auch große Zweifel, dass sich das jemals ändern wird. Diese hinkt in Sachen Funktionalität und Bedienung ihren Konkurrenten doch arg hinterher.

Dies hat OneNote von Microsoft deutlich besser gelöst. Keine Blasphemie, rein objektiv.

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Wie gefällt Euch die neue Zeichenfunktion der Evernote iPad App? Habt Ihr Fragen dazu? Ich freue mich auf unseren Austausch in den Kommentaren.